Groß-Gerauer Geheimgang

Von Peter Erfurth.

Wie vor einem Jahr versprochen, die Auflösung: Der Einstieg vor dem alten Amtsgericht führte ­leider nicht zu dem vermuteten Geheimgang, sondern zu einer Hebeanlage. Dafür sind neue ­Indizien für die Existenz des Ganges aufgetaucht.

1897 – Groß-Gerau einst und jetzt: Worauf der Name Kloster hinweist, mit welchem heute noch die Stelle bezeichnet wird, an der das Gefängnis in der Schafgasse steht, ist unbekannt. Daß von dort ein unterirdischer Gang in die Kirche und in das Pfarrhaus führte, dürfte wohl mehr als eine Sage sein. Noch lebende Pflasterer fanden bei ihrer Arbeit auf der Straße hier und da uraltes und außerordentlich festes Mauerwerk.

Kreisblatt vom 8.Juli 1925: Freilegung eines unterirdischen Ganges. Bei Fundamentierungsarbeiten im Gasthaus „Zur Krone“ legte man den Eingang eines unterirdischen Ganges frei. Eine dabei gefundene Urne mit schöner blauer Bemalung setzte leider die Schippe in Trümmer. Da man auch im vorigen Jahre unter der Mockschen Torfahrt bei Kanalarbeiten auf denselben Gang stieß, so ist zu schließen, daß derselbe in die Umgebung der Kirche führt. Man vermutet, und das wird auch wohl richtig sein, daß der Gang die Verbindung zwischen der Kirche und dem damaligen Kloster, jetzigen Gefängnisgebäude, in Verfolgungszeiten herstellte. Daher der Ausdruck, der sich bei der hiesigen eingesessenen Bevölkerung bis auf den heutigen Tag erhalten hat: Er sitzt im „Kloster“.

Heimatzeitung von 1987: Im Kellergewölbe der Stadtkirche (Auszug aus einer Stadtbeschreibung). Gerd Zimmermann berichtete, daß nach Kriegsende, als die Stadtkirche noch in Trümmern lag, deren Kellergewölbe als ideales Abenteuerspielplatzgelände genutzt wurde. Dabei sei auch ein Gang entdeckt worden, der in Richtung Frankfurter Straße führte. Anhand einer Schnur, die die Jugendlichen als eine Art Ariadnefaden benutzten, stellten sie fest, daß der Gang „ziemlich weit hinein“ führte.

Wenn damit auch kein endgültiger Beweis erbracht ist, so läßt all das doch darauf schließen, daß die Sage vom unteririschen Gang recht reale Hintergründe hat.

Quellen: Zeitungen und Fotografien aus dem Archiv des Stadtmuseums

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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