Ein Bürgermeister für alle
Von Ulf Krone.
Im Herbst wird in der Kreisstadt ein neuer Bürgermeister gewählt. Nun hat die SPD mit Jörg Rüddenklau (r.) ihren Kandidaten nominiert. Der 51-jährige Qualitätsmanager bei einem internationalen Unternehmen und Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr verrät im Gespräch mit WIR-Redakteur Ulf Krone, welche Schwerpunkte er setzen möchte. Unser Foto zeigt Jörg Rüddenklau zusammen mit Thomas Schell, SPD-Kandidat für den Hessischen Landtag.
Wie kam es zur Entscheidung, sich für die SPD-Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl in der Kreisstadt zu bewerben? Was ist Ihre Motivation?
Jörg Rüddenklau: Ich bin schon seit meiner Jugend ein politischer Mensch und engagiere mich bereits viele Jahre ehrenamtlich in meiner Heimatstadt Groß-Gerau. Als Wehrführer der Feuerwehr erlebe ich, wie Verantwortung, Verpflichtung und pure Not immer wieder Menschen, Budget und die Leistungsfähigkeit einer Gemeinschaft herausfordern. Ganz konkret und vor Ort.
Im Sommer 2022 wurde ich von der Findungskommission der SPD angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Dadurch wurde aus meinem ehrenamtlichen Engagement, den inhaltlichen Ideen und dem Willen, Veränderung zu gestalten, plötzlich die Option, dies auch hauptberuflich zu machen. Nach reiflicher Überlegung, was das für unsere Familie bedeutet, haben meine Frau und ich gemeinsam beschlossen, dass wir diesen Weg gehen wollen. Ich habe mich beworben, die SPD hat mich nominiert, und jetzt kandidiere ich als Bürgermeister für alle Menschen in Groß-Gerau. Mein Anspruch ist es, unser Groß-Gerau zu einer freundlichen und lebenswerteren Kreisstadt zu machen.
Sie werben dafür, Groß-Gerau familienfreundlicher zu machen. Wo sehen Sie diesbezüglich Nachholbedarf, und was würden Sie als Bürgermeister ändern?
Jörg Rüddenklau: Familien sind unsere Zukunft, und daher setze ich mich dafür ein, dass Groß-Gerau ein familienfreundliches Profil bekommt. Zum einen sehe ich bei dem sehr prekären Thema der fehlenden Krippen- und Kindergartenplätze nur die Chance auf eine Verbesserung, wenn man es schafft, auch die fehlenden Fachkräfte dafür zu begeistern. Im Wettbewerb mit anderen Kommunen, die dieses Thema ebenso beschäftigt, kann dies meines Erachtens nur erfolgreich sein, wenn man den möglichen Bewerbern spannende und für sie interessante Betreuungskonzepte bietet, in denen sie ihre Ideen einbringen und sich selbst verwirklichen können.
Ein zweiter Punkt ist eine attraktivere Gestaltung der städtischen Spielplätze. Viele Familien nutzen das Angebot und würden sich zum Beispiel über einen Matsch-Spielplatz oder Plätze mit spannenden und abwechslungsreichen Spielgeräten freuen.
Darüber hinaus möchte ich das (personelle) Angebot der kommunalen Jugendarbeit in allen Stadtteilen ausbauen und dann zusammen mit den Jugendlichen gestalten. Zudem sehe ich noch weiteren Bedarf im Angebot und der Gestaltung von Möglichkeiten der Naherholung: Bewegung fördernde Spazierpfade oder beispielsweise die Aufwertung der Fasanerie und ein Wiederbelebungsversuch des Tiergartens.
Energie- und Verkehrswende sind zwei entscheidende Bausteine im Kampf gegen den Klimawandel und für Nachhaltigkeit. Im Interview mit dem WIR-Magazin stellt Norbert Sanden vom hiesigen Ortsverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs der Kreisstadt kein gutes Zeugnis aus, was die Fahrradfahrer- und Fußgänger-Freundlichkeit anbetrifft. Steht das Thema auch auf Ihrer Agenda?
Jörg Rüddenklau: Absolut! Es wurden zwar Maßnahmen, wie der Radweg in der Jahnstraße, umgesetzt. Jedoch muss es hier gelingen, flächendeckende Angebote im ganzen Stadtgebiet zu etablieren. Und sie müssen so gestaltet sein, dass sie von den möglichen Nutzern auch angenommen werden.
Als Fußgänger muss man sich in Groß-Gerau sicher fortbewegen können. Hierzu bedarf es eines durchgängigen Konzeptes. Außerdem möchte ich ansprechen, dass auch Lösungen für wenig mobile Bürgerinnen und Bürger von Groß-Gerau gefunden werden müssen, die einen Anspruch darauf haben, die für sie wichtigen Einrichtungen wie Arzt, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung nutzen zu können. Ich denke hier zum Beispiel an die Möglichkeit, für diese Menschen eine Art „Rufbus“ zu etablieren.
In der Vergangenheit wurde auch von Ihrer Partei immer wieder die (fehlende) Kommunikation zwischen Stadthaus und Bürgern und Vereinen kritisiert. Was würde sich da unter einem Bürgermeister Jörg Rüddenklau ändern?
Jörg Rüddenklau: Ich möchte ein Bürgermeister sein, der den Menschen zuhört, ihre Interessen ernst nimmt und zielgerichtet Lösungen schafft, wo dies möglich ist. Regelmäßige Bürgermeister-Sprechstunden in allen Stadtteilen unterstützen dies. Für die vielen Vereine und Organisationen in unserer Stadt werde ich ein regelmäßiges Treffen zum Austausch einrichten.
Die Menschen in Groß-Gerau und in der Stadtverwaltung müssen sich auf Augenhöhe begegnen: Mit erreichbaren Angeboten, die der entsprechenden Zielgruppe gerecht werden. Dazu gehört zunächst eine bessere Erreichbarkeit des Stadthauses und der Bürgerbüros sowie unterschiedliche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. Digitale Angebote müssen unbedingt weiter ausgebaut werden. Mir ist sehr bewusst, dass dies nur mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung gelingt.
Für die Bürger und Bürgerinnen der Stadtteile soll es wieder dezentrale Bürgerbüros geben, die zu festen Öffnungszeiten an einzelnen Wochentagen bestimmte Leistungen direkt vor Ort anbieten.
Zur Person: Jörg Rüddenklau ist 51 Jahre alt, verheiratet und Vater von 2 Töchtern. Nach 20 Jahren Selbständigkeit arbeitet er heute als Qualitätsmanager. Jörg Rüddenklau wohnt in Groß-Gerau und ist seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlicher Feuerwehrmann, davon seit 10 Jahren Wehrführer.