Bilanz und Ausblick
Von Ulf Krone.
In Büttelborn neigt sich die Amtszeit von Bürgermeister Marcus Merkel langsam dem Ende entgegen, die am 2. Februar 2025 stattfindende Wahl wirft bereits ihre Schatten voraus. Nachdem die Grüne Liste Büttelborn und die CDU bereits vor einigen Wochen ihre Unterstützung dem unabhängigen Kandidaten Markus Herdt zugesichert haben (siehe WIR 343), hat die SPD vor einigen Tagen nun Marcus Merkel offiziell zum Kandidaten gekürt. Wie dieser auf eine Amtszeit im Schatten von Pandemie, Kriegen und Schweinepest zurückblickt und was er noch vorhat, erzählt er WIR-Redakteur Ulf Krone im Interview.
Sie bewerben sich für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister in Büttelborn, und gerade sind Sie von Ihrer Partei sehr überzeugend als Kandidat nominiert worden. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz der ersten Amtszeit aus, die anfangs von der Corona-Pandemie und zuletzt von Ukraine- und Gaza-Krieg überschattet wurde?
Marcus Merkel: Zu Beginn meiner Amtszeit im Juni 2019 hatten wir in Sachen Müllentsorgung den Dienstleister-Wechsel hin zum Abfallwirtschaftsverband Kreis Groß-Gerau. Der Informationsbedarf der Bürgerinnen und Bürger war seinerzeit sehr hoch, die Entscheidung der Vorgänger-Verwaltung aber die richtige. Insgesamt wurden die Bürgerinnen und Bürger um rund 1 Million Euro pro Jahr entlastet. Danach kam Corona, und gemeinsam mit der Verwaltung war ich gefordert, auf die für uns alle bisher einzigartige Situation zu reagieren. Auch hier war der Informationsbedarf, aber vor allem der Regelungsbedarf sehr hoch. Ich denke, der Pandemieverlauf hat uns alle extrem gefordert. Gemeinsam haben wir das aber ganz gut hinbekommen. Ich hätte mir natürlich bessere Voraussetzungen für den Start in das Amt des Bürgermeisters gewünscht. Diese frühe Krisensituation hat mich gut gerüstet für die Zeit danach: Nach Corona kam leider nicht nur die Ukraine-Krise beziehungsweise die Problematik im Nahen Osten dazu, sondern seit Juni dieses Jahres auch die afrikanische Schweinepest. Die Kommunen mussten Bergungstrupps organisieren, um die toten Kadaver aus unseren Wäldern zu bergen bzw. Knochenfunde an die Kadaversammelstelle in Groß-Gerau verbringen. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Stadt Groß-Gerau für die Bereitschaft, im Bergeteam mitzuwirken und die Kadaversammelstelle an der Zentralkläranlage in Groß-Gerau zu beheimaten.
Welche Projekte waren Ihnen besonders wichtig, worauf sind Sie besonders stolz?
Marcus Merkel: Mir sind mehrere Projekte besonders wichtig. Um nur einige Beispiele zu nennen: der Aus- und Umbau unserer Kindertagesstätten, die Sportstätten-Sanierung sowie Neubauten, den Neubau der Grundschule in Worfelden, die Sanierung der Rheinstraße inklusive Ausbau der Bushaltestellen, welche nun barrierefrei nutzbar sind, die Wald-KITA im Büttelborner Wald, die Sportplatz-Erneuerung in Klein-Gerau hin zu einem Winterrasen, den Stadt-Umbau in Büttelborn und natürlich das neue Rettungs-Zentrum für die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz sowie eine Box für den Katastrophenschutz in Büttelborn. Ganz besonders stolz bin ich natürlich auf die Akquise der Freiflächen für die Fotovoltaik-Anlage rund um den Sonnenhof Reitz und die schnelle Genehmigung durch die Regionalversammlung, welche im Frankfurter Römer tagt. Dies gelang uns in weniger als einem Jahr. Der Solarpark hat mit 70 MWp Leistung eine sehr stattliche Größe, mit der wir sogar kreisweit die Straßenbeleuchtung versorgen könnten. Wenn es uns jetzt noch gelingt, den Netzausbau zu forcieren und die Bürgerinnen und Bürger via Bürgerenergie an dem Solarpark partizipieren zu lassen, bin ich mehr als zufrieden. Wir haben es jetzt auch endlich nach gefühlt 50 Jahren geschafft, eine Buslinie nach Griesheim zu organisieren. Dafür danke ich der LNVG und im Speziellen deren Geschäftsführer Herrn Sommer für die unkomplizierte Realisierung. All diese Projekte sind so zügig und erfolgreich verlaufen, weil die Zusammenarbeit im „Verwaltungsteam“ so kollegial und gut verläuft und ich für die Gemeindeverwaltung weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen konnte.
Umwelt- und Klimaschutz liegen Ihnen ja sehr am Herzen. In der Forstbetriebsgemeinschaft Rhein-Main und mit der Gründung des Fördervereins Klimaschutz und Wald Rhein-Main waren Sie in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema befasst. Wo steht die Gemeinde diesbezüglich heute?
Marcus Merkel: Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) betreut inzwischen neun Kommunen mit circa 3500 ha Waldfläche. Etwa 60 Kleinprivatwaldbesitzer aus der Region haben sich ebenfalls der Forstbetriebsgemeinschaft angeschlossen. Die Trockenjahre von 2018 bis 2020 haben uns vor Augen geführt, welche Auswirkungen Extremtemperaturen auf unsere Waldflächen haben. In der Rhein-Main-Region sind diese Auswirkungen heftiger ausgefallen als in den benachbarten Mittelgebirgsregionen. Die Temperaturanstiege der nächsten Jahrzehnte werden weitere signifikante Auswirkungen auf unsere Waldflächen und die Waldbesitzer haben. Wir müssen uns heute schon entsprechend darauf vorbereiten. Die Forstbetriebsgemeinschaft hat sich dazu ein umfangreiches Pflichtenheft verordnet. Beispielsweise wird mit unterschiedlichen Versuchsanbauten untersucht, welche Baumarten die steigenden Temperaturen verkraften. Erfahrungen aus dem Mittelmeerraum werden dabei berücksichtigt. Die Bäume dort sind besonders hitzeresistent. Diese vorausschauende Planung hilft auch den Gemeinden, Fehlinvestitionen in die Zukunft zu vermeiden. Die Gemeinde Büttelborn hat mit ihren Waldflächen eine besondere Stellung innerhalb der FBG, da die Standortamplitude ihrer Waldflächen sehr breit ist und aus dieser Gegebenheit weitere nützliche Erfahrungen für die Mitglieder der FBG entstehen. Im Übrigen übernimmt die Gemeinde Büttelborn den Vorsitz in der Forstbetriebsgemeinschaft Rhein-Main sowie dem Förderverein Klimaschutz und Wald und ist intensiv in die Koordination der beiden Institutionen eingebunden.
Was ist Ihre Motivation, sich erneut zur Wahl zu stellen? Was würden Sie gern noch umsetzen, was sind Ihre Pläne für eine mögliche zweite Amtszeit?
Marcus Merkel: Die zahlreichen und teilweise sehr komplexen Projekte, die ich in den letzten fast sechs Jahren angestoßen habe, will ich erfolgreich zu Ende führen. Die zahlreichen Krisen haben die Prioritäten in der Verwaltung verschoben. Dennoch haben wir gemeinsam schon viel erreicht, aber eben noch nicht alles. Am Herzen liegt mir das Groß-Projekt Stadtumbau mit der Modernisierung der Mainzer Straße 15 und 20. Darüber hinaus will ich weiterhin die Realsteuern für die Bürgerinnen und Bürger in einem akzeptablen Maß behalten. Das ist uns in der ersten Amtszeit gut gelungen und motiviert uns, dies fortzusetzen. Dazu zählt auch unser Ziel, die Kita-Gebühren abzuschaffen. Ein Beitrag dazu könnte der Ausbau der erneuerbaren Energien sein mit dem Ziel, in der Stromversorgung autark zu werden und damit die Preise stabil zu halten.
Vor einigen Wochen haben die CDU und die Grüne Liste Büttelborn bekanntgegeben, gemeinsam den parteilosen Gemeindebrandinspektor Markus Herdt als Kandidaten zu unterstützen. Gleichzeitig hat man Ihnen vorgeworfen, es bewege sich zu wenig, und ihren Führungsstil kritisiert. Was sagen Sie dazu? Ist das bloß Wahlkampfgeplänkel?
Marcus Merkel: Betrachtet man die lange Liste an Projekten, die wir umgesetzt und angestoßen haben, sieht man, wie viel in unserer Gemeinde in Bewegung ist. Im Übrigen gibt es seit meinem Start auch die Bürgersprechstunde, die rege genutzt wird und auch schon einiges in Bewegung gesetzt hat. Gleichzeitig bin ich erstaunt, dass der neue Kandidat meinen Führungsstil kommentiert. Wir haben noch nicht zusammengearbeitet, und anekdotisches Wissen über die Arbeit innerhalb der Gemeindeverwaltung sagt sicherlich nicht viel über die Zusammenarbeit aus. Also ja, das klingt für mich zu diesem Zeitpunkt wie Wahlkampfgeplänkel.