Einladung zum Kaffeehaus-Besuch

Von W. Christian Schmitt.

In dieser Rubrik geht es um Dichter, Poeten, Lyriker, Verse-Schmiede, Wort-Produzenten etc. und um all das, was sie uns an Geschriebenem hinterlassen haben. Doch vor allem um das, was mir beim Katalogisieren meiner Lyrik-Bibliothek (neuerlich) begegnet, aufgefallen ist – und woran ich mich erinnere. Diesmal geht es um Autoren (und ihre Arbeiten) mit dem Anfangs-Buchstaben I/J.

Madonna soll einmal geäußert haben: „Jeder denkt, ich sei total verrückt nach Sex. In Wahrheit lese ich lieber ein Buch“. Ob darunter auch Lyrik-Bände waren, ist nicht überliefert. Im Notfall jedoch könnte ihr sicher geholfen werden. Allein in meinem Bücher-Regal mit dem Etikett „I/J“ finde ich 54 Titel von 23 Autoren. Darunter auch Literatur-Nobelpreisträger wie etwa Elfriede Jelinek (mit „ende. gedichte von 1966 bis 1968“ in der Lyrikedition 2000“). Diese höchste literarische Auszeichnung nicht bekommen – wenn sicher durchaus verdient – hat übrigens James Joyce (mit „Liebesgedichte“ bei Insel Taschenbuch), dafür eher überraschenderweise 1953 Winston Churchill.

Was mir allerdings beim Katalogisieren besonders auffällt, sind jene Autoren, denen ich Laufe der Jahrzehnte irgendwo begegnet bin. Ernst Jandl z.B. in Wien, wo wir uns in seiner mir winzig erscheinenden Schreibklause zum Interview verabredet hatten. In meinem 1986 im von Loeper Verlag erschienenen Buch „Die Buchstaben-Millionäre. Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen mit vierzig Schriftstellern“ ist die über sechs Seiten laufende Unterhaltung unter dem Titel „Sprachartist mit allerlei Überraschungsnummern“ nachlesbar. Und in meiner Bibliothek finden sich 18 Gedichtbände, die seine Schaffensfreude belegen. Darunter natürlich auch die bei Luchterhand erschienenen fast schon legendären Ausgaben „lechts und rinks“ und „Laut und Luise“.

Meine Lyrik-Bibliothek ist (auch) ein Ort der Erinnerung an persönliche Begegnungen mit jenen, die all diese Bücher geschrieben haben, die uns Leser teilhaben lassen an ihrem Leben, an dem, was sie beschäftigt hat, wie ihr Alltag aussah und manchmal auch, wie sie von der und mit der Schriftstellerei überleben konnten. Denn nicht alle (sagen wir besser: die wenigsten) konnten sich rühmen, einen Bestseller verfasst zu haben, der sie einen Teil der Wegstrecke versorgen konnte.

Otto Jägersberg zählte allerdings nicht zu den Top-Autoren, auch wenn Diogenes zwei Gedichtbände von ihm ins Programm nahm: 1985 den Titel „Wein. Liebe. Vaterland“ und 30 Jahre später die Sammlung „Keine zehn Pferde“. 

Die Liste der Autoren, die beim Buchstaben J zu finden sind, ist zwar vergleichsweise kurz, aber dennoch sollen einige davon nicht unerwähnt bleiben. Zum Beispiel der Afrika-Kenner Rolf Italiaander, von dem u.a. bei C. Bertelsmann „Kongo. Bilder und Verse“ zu finden ist. Oder Janosch, der sich mit „Das kleine Kinderreimebuch“ (sowohl bei Beltz & Gelberg als auch bei Diogenes) in den 90er Jahren zu Wort gemeldet hat. Nicht zu vergessen Jewgeni Jewtuschenko, dessen Gedichtesammlung „Herzstück“ (1996 im Europaverlag) nach wie vor lesenswert ist. Zur Hand genommen habe ich auch die 1946 bei Klostermann aufgelegte Sammlung „Der Westwind“ von Friedrich Georg Jünger, dem jüngeren Bruder des berühmteren Ernst Jünger.

Abschließen will ich diesmal mit dem Hinweis auf eine Autorin, die mit dem Bestseller „Angst vorm Fliegen“ (1976 und 1977 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste) für Schlagzeilen sorgte – Erica Jong. Auch bei ihrem Buch „Blut & Honig. Ausgewählte Gedichte“ (1981 bei S. Fischer erschienen) kommen Leser „delikater Szenen“ auf ihre Kosten.

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