Mehr Raum für Selbsthilfe

Von Ulf Krone.

Selbsthilfe ist die Fähigkeit eines Menschen, die eigenen Probleme selbst zu meistern, was besonders von Bedeutung ist, wenn es keine oder zu wenig Hilfe von außen gibt. In Selbsthilfegruppen kann diese dann durch Gespräche unter Betroffenen, sprich: Menschen in ähnlichen Situationen, gefunden werden. Von Ulf Krone.

Die Selbsthilfe lässt sich zurückverfolgen bis zu den Arbeiterbünden und Genossenschaften, die im 19. Jahrhundert geründet wurden, und haben seither einen festen Platz in unserer Gesellschaft. Heute gibt es unzählige Selbsthilfegruppen zu den verschiedensten Themen, die vom Paritätischen mit der gemeinnützigen Gesellschaft Paritätische Projekte durch Selbsthilfebüros quasi gebündelt werden. Das Selbsthilfebüro Groß-Gerau konnte Anfang des Jahres mit Unterstützung des Kreises und der Selbsthilfeförderung der Gesetzlichen Krankenversicherung nach sechs Jahren in Räumlichkeiten im Landratsamt in eigene Räume in der Kirchstraße 2 in der Innenstadt umziehen. Annemarie Duscha, die Anfang Mai Margit Balß als Leiterin für Selbsthilfe und Bürgerschaftliches Engagement bei der Paritätischen Projekte abgelöst hat, und Meltem Kaya vom Selbsthilfebüro hoffen nun, dass die neuen Räume aufgrund der zentralen Lage zu einem echten Selbsthilfetreffpunkt werden, wo die Menschen sich niedrigschwellig über Selbsthilfe informieren, Kontakt zu einer bestehenden Gruppe aufnehmen oder eine neue Gruppe gründen können. Anfang Mai wurde die Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür gefeiert, an dem sich Besucher ein Bild der einladend gestalteten Räume machen und verschiedene Selbsthilfegruppen kennenlernen konnten. Durch Mitmach-Aktionen wie einer „Rauschbrille“ der Alkohol- und Suchtselbsthilfe oder Koordinations- und Gedächtnisaufgaben bei Jung und Parkinson gab es dabei die Gelegenheit, unverbindlich Kontakt aufzunehmen, Berührungsängste abzubauen oder einfach nur mehr über die verschiedenen Themen zu erfahren.

Mehr als 60 Gruppen gibt es schon, und die Themen, mit denen sich die verschiedenen Gruppen befassen, sind so vielfältig wie wir Menschen und unsere Gesellschaften und reichen von Suchterkrankungen über Adipositas, Diabetes, Parkinson und Demenz bis hin zu Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Zwar finden die Treffen der Gruppen an den unterschiedlichsten Orten statt, doch nun stehen mit den Räumen des Selbsthilfebüros in der Kirchstraße weitere zur Verfügung, die für regelmäßige Treffen genutzt werden können, was gerade für die, die nicht gefördert werden, sowie neugegründete Gruppen von Bedeutung ist.

Bei Neugründungen können ehrenamtlich engagierte und speziell geschulte so genannte In-Gang-Setzer dabei helfen, Selbsthilfegruppen in schwierigen Phasen zu begleiten oder sie eben überhaupt erst in Gang zu setzen. Sie fungieren dabei als Moderatoren, die die Selbstorganisation der Gruppe fördern, bis diese auf eigenen Beinen steht. Das Projekt gibt es bereits seit zehn Jahren und wird vom Paritätischen NRW als ein bundesweites Modelprojekt durchgeführt und von den Betriebskrankenkassen finanziert. Wer Interesse daran hat, sich ebenfalls als In-Gang-Setzer in der Selbsthilfe zu engagieren, kann sich direkt an das Selbsthilfebüro wenden, wo man sich über jeden engagierten Helfer freut. Eine weitere Möglichkeit, unverbindlich Kontakt aufzunehmen und sich über Selbsthilfe sowie die Gruppen zu informieren, ist das Selbsthilfecafé des In-Gang-Setzer-Teams, das an jedem ersten Donnerstag im Monat nun ebenfalls in der Kirchstraße stattfindet.

www.paritaet-selbsthilfe.org

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