Mit Dichtern auf Du und Du

Von W. Christian Schmitt

In der Rubrik „Lyrikflüsterer“ geht es um Dichter, Poeten, Lyriker, Verse-Schmiede, Wort-Produzenten etc. und um all das, was sie uns an Geschriebenem hinterlassen haben. Doch vor allem um das, was mir beim Katalogisieren meiner Lyrik-Bibliothek (neuerlich) begegnet, aufgefallen ist – und woran ich mich erinnere. Diesmal geht es um 26 Autoren (und ihre 74 Arbeiten) mit dem Anfangs-Buchstaben F.

Exakt 0,30 Regalmeter (entspricht in diesem Fall 29 Büchern) beansprucht Erich Fried mit seinen Gedichtbänden in meiner Lyrik-Bibliothek. Darunter natürlich auch der 70 Seiten dünne Gedichtband „und Vietnam und“ (1966 bei Wagenbach erschienen), der damals quasi über Nacht zur Pflichtlektüre für all jene wurde, die gegen die US-Intervention in Südostasien protestierten – und von dem bereits im Erscheinungsjahr mehr als 20.000 Exemplare verkauft wurden.

Fried und wie es zum Eklat kam, konnte ich 1987 hautnah erleben, als er in Darmstadt mit dem Büchnerpreis ausgezeichnet wurde und ausgerechnet in seiner „Dankesrede“ an der Stadt Darmstadt und der den Preis vergebenden Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kein gutes Haar ließ. Aber es gab in den Folgejahren noch einige weitere Begegnungen mit Autoren, die mit Lyrik bekannt wurden. So beispielsweise mit Ludwig Fels. 1973 debütierte er bei Luchterhand mit dem Band „Anläufe“, in dem er eingangs keck vermerkte: „Gewidmet allen, die darauf gewartet haben“. Ich war angetan von diesem damals erst 26 Jahren alten, äußerst sprachbegabten „Hilfsarbeiter aus Fürth in Bayern“, wie gar auf dem Cover vermerkt war. So angetan, dass ich ihn im Rahmen einer Artikelserie für die Hannoversche Allgemeine Zeitung besuchte. Diese besondere Freundschaft führte Jahre später dazu, dass ich Ludwig Fels, der mittlerweile in Wien lebte, für eine literarische Veranstaltung nach Groß-Gerau locken konnte. 

Bei Durchsicht der Katalog-Liste, die unter dem Buchstaben F 26 Autoren mit 74 Büchern vermerkt, wird (mir) bewusst, dass die journalistische Neugier immer wieder dazu führte, den Autor hinter einem (neuen) Buch zu entdecken, mit ihm zu sprechen, ihn in seiner Schreibwerkstatt zu erleben. Wolfgang Fienhold, in Darmstadt geboren, in Frankfurt lebend (und dort 2011 gestorben) zählte dazu. Bundesweit bekannt wurde er im Zuge der Verfilmung seines Romans „Die flambierte Frau“. Aber er war auch Lyriker. Vier seiner Gedichtbände (darunter auch der in der pawel pan presse 1979 aufgelegte, sehr ansehnliche Titel „manchmal ist mir kein schuh zu groß“ erinnern an ihn, über den ich u.a. am 14, November 1973 im Spandauer Volksblatt einmal schrieb: „… Fienhold spielte, flipperte sich über die Zeit, Schreiben wurde für ihn zum Depressionsventil. Die Hoffnung, diese Gesellschaft von jetzt auf gleich verändern zu können, war dahin…“. 

Auch Herbert Friedmann, in Groß-Gerau geboren und 2019 in der Bundeshauptstadt gestorben, zählte zum Kreis derer, für die Gedichte eine besondere literarische Ausdrucksform waren. Empfehlenswert sein 2008 in der Edition Razamba erschienenes Bändchen „Berliner Sommer“, das auf 64 Seiten den Leser teilhaben lässt an Friedmanns Erlebnissen, Erfahrungen und Empfindungen.

Nicht zu übersehen beim 6. Buchstaben des Alphabets ist auch Theodor Fontane, von dem sich hier bei mir u.a. die bei Aufbau erschienene Ausgabe „rr von Ribbeck auf Ribbeck“ befindet. Der bei Diogenes verlegte Taschenbuch-Titel „Trotzki, Goethe und das Glück“ erinnert an Jörg Fauser, Jahrgang 1944, der 1987 tödlich verunglückte und dessen Arbeiten vielerorts erst spät von der Literaturkritik entdeckt und eingeordnet wurden.

Aber auch der Hinweis auf sechs Lyrikbände aus der Feder von Walter Helmut Fritz ist angebracht; einer davon erschien 1983 innerhalb der Reihe Heyne Lyrik unter dem Titel „Wunschtraum, Alptraum“. Abschließend, wie eigene Lyrik von Gertrud Fussenegger 1974 in dem DVA-Titel „Widerstand gegen Wetterhähne“ definiert wird: „Ich glaube, dass die meisten der hier vereinigten Texte mit der Bezeichnung ´Lyrische Kürzel´ zutreffender beschrieben sind, denn lange Erfahrungen mit komplizierten Tatbeständen sind hier jeweils in wenige Zeilen beingekürzt…“.

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