Von der Kaschnitz zum schlesischen Schwan

Von W. Christian Schmitt.

In dieser Rubrik geht es um Dichter, Poeten, Lyriker, Verse-Schmiede, Wort-Produzenten etc. und um all das, was sie uns an Geschriebenem hinterlassen haben. Doch vor allem um das, was mir beim Katalogisieren meiner Lyrik-Bibliothek (neuerlich) begegnet, aufgefallen ist – und woran ich mich erinnere. Diesmal geht es um 70 Autoren (und ihre 209 Bücher) mit dem Anfangs-Buchstaben K.

Nur einmal besuchte mich Karl Krolow (1915-1999) in meiner Redaktionsstube, wenngleich wir beide in Darmstadt lebten. Er im Park Rosenhöhe und ich in direkter Nähe zum Herrngarten. Hinterlassen jedoch hat er nicht nur seine Unterschrift auf meiner „Prominenten-Tafel“ (dort sind inzwischen mehr als 80 Kulturschaffende zu finden), direkt unter der von Ludwig Harig (1927-2018), dem damaligen Vizepräsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Krolow, gebürtiger Hannoveraner, war kein Autor, der permanent Öffentlichkeit suchte. Dennoch konnte ich ihn hin und wieder für ein Gespräch, ein Interview gewinnen. Mehr noch: Auch für eine Artikel-Serie im Darmstädter Echo, wo er – der eh schon alle 14 Tage dort mit einem „Bücher-Tagebuch“ vertreten war – Werbung für Lyrik und deren Produzenten machen konnte. Dies zusammen mit Fritz Deppert und mir. Unter den „K“-Autoren, von denen 209 Titel in meinen Bücherregalen präsent sind, ist er bei mir „der Star“ mit seinen 24 Lyrikbänden.

Auffallend auch die Titel-Konzentration andernorts. Auf einer internen Publikationsliste finden sich Autoren und Autorinnen wie z.B. Erich Kästner (19 Bände, u.a. „Lyrische Hausapotheke“, 1979 bei Droemer Knaur), Reiner Kunze (18 Bände, u.a. „Die wunderbaren Jahre“, 1976 bei S. Fischer), Sarah Kirsch (17 Bände, u.a. „Zaubersprüche“, 1974 bei Langewiesche-Brandt), Mascha Kaleko (elf Bände, u.a. „Das lyrische Stenogrammheft, 1956 bei rororo), Marie Luise Kaschnitz (neun Bände, u.a. „Totentanz und Gedichte zur Zeit“, 1947 bei Claassen & Goverts) und Günter Kunert (neun Bände, u.a. „Unterwegs nach Utopia“, 1977 bei Hanser).

Und wem alles bin ich im Laufe der mehr als 50 Jahre Journalismus begegnet? Gerne erinnere ich mich an ein Gespräch mit Sarah Kirsch, das wir anlässlich eines Besuchs der Frankfurter Buchmesse bei ihr im Hotelzimmer führten. Das war im Oktober 1994. Ob wir uns dabei u.a. auch über ihren bei DVA aufgelegten Gedichtband „Schneewärme“ unterhielten, weiß ich nicht mehr. Beim Interview mit Michael Krüger (Jg. 1943) habe ich allerdings noch genau vor Augen, dass wir uns bei McDonalds im Darmstädter Hauptbahnhof verabredet hatten, wie es auch in der Autobiografie „Willkommen in der Aula meiner Erinnerungen“ festgehalten ist. Und dass es u.a. um „Reginapoly“ (erschienen bei Heyne Lyrik) ging. Eine seiner Antworten damals: „…vordringliche Aufgabe wird es wahrscheinlich sein, Sprache zu retten, damit sie überhaupt überlebt innerhalb der neuen Multimedia-Welt…“.

Auch Reiner Kunze, dessen frühe Gedichte 1983 unter dem Titel „gespräch mit der amsel“ bei S. Fischer erschienen waren, hatte mich Anfang 1990 bei einem Darmstadt-Abstecher besucht; und wir unterhielten uns ausführlich zu dem Thema „Wer kommt nach den literarischen Wendehälsen?“; das Ergebnis war ein Interview, das u.a. im Bonner General-Anzeiger veröffentlicht wurde.

Zum Bekanntenkreis der frühen Jahre zählte z.B. auch Ueli Kaufmann („Der Faschismus ist eine alte Sache. Heimatgedicht“, 1973 bei Lenos Presse), der mich 1969 zu meiner allerersten öffentlichen Lesung (mit noch stark pubertären Texten) nach Basel einlud, wo die „Gruppe Totentanz“ junge deutschsprachige Literaten (und solche, die es einmal werden wollten) präsentierte. Und auch Fitzgerald Kusz, den ich 1974 als Redakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung im Rahmen meiner Artikelserie „Zu Gast bei jungen Autoren“ in Fürth besuchen und mit einem Werkstattbericht vorstellen konnte. Von Kusz, der später mit seinem Theaterstück „Schweig, Bub!“, wie bei Wikipedia nachzulesen ist, es auf „insgesamt 720 Aufführungen am Staatstheater Nürnberg brachte, habe ich die frühen Mundart-Bände „Morng sixtas suwiso nimmä“ (1973 im Verlag Peter) sowie „Seid mei uhr nachm mond gaihd“ (1984 bei Renner) in meiner Sammlung.

Bei all dem nicht vergessen werden sollen Hinweise auf Friederike Kempners „Der schlesische Schwan“ (1974 bei dtv), Klaus Kinskis „Jesus Christus Erlöser“ (2006 bei Suhrkamp TB), Barbara Maria Klooses „Venussonde“ (2005 bei Lyrik Edition 2000) und Matthias Koeppels „Starckdeutsch“ (1993 bei Fischer TB).

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