Lasker-Schüler, Lorca, Liersch

Von W. Christian Schmitt.

In dieser Rubrik geht es um Dichter, Poeten, Lyriker, Verse-Schmiede, Wort-Produzenten etc. und um all das, was sie uns an Geschriebenem hinterlassen haben. Doch vor allem um das, was mir beim Katalogisieren meiner Lyrik-Bibliothek (neuerlich) begegnet, aufgefallen ist – und woran ich mich erinnere. Diesmal geht es um 49 Autoren (und ihre 79 Arbeiten) mit dem Anfangs-Buchstaben L.

Manchmal, wenn ich vor meinem PC sitze, beschleicht mich das Gefühl, es nahe bald der Zeitpunkt, da ich keine (weitere) Zeile mehr hinterlassen könne. Aber dann denke ich an Georg Stefan Troller, den begnadeten Kollegen, der mit über 100 Lebensjahren noch immer seine lesenswerten Kolumnen schreibt – und die Motivation ist zurück. 

Diesmal ist die Bücherauswahl, die in der neben mir stehenden Kiste aufs Katalogisieren wartet, übersichtlich, eher bescheiden. Aber dennoch sind einige Autoren mit ihren Lyrikbänden dabei, bei denen es sich lohnt, noch einmal Seite für Seite zu blättern auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Also jene zum Teile viele Jahre zurückliegende Lesephase, da ich diese Bücher erstmals entdeckte. Früh schon gehörten Gedichte von Else Lasker-Schüler dazu. Neben ihren „Gesammelten Werken“ (1986 als achtbändige Kassette beim Deutschen Taschenbuch-Verlag erschienen) ist u.a. auch „Mein blaues Klavier“ (2006 im Jüdischen Verlag veröffentlicht) dabei.

Überrascht bin ich, auch „Gedichte“ der Büchner-Preisträgerin Elisabeth Langgässer zu  finden (1981 bei Ullstein-Taschenbuch verlegt; wo übrigens 1985 auch meine Texte-Sammlung „Von der Lust mit der Bahn zu reisen“ ins Programm genommen wurde). Erwähnenswert zudem, dass der Verlag Tredition einen Reprint von Nikolaus Lenaus „Die Albigenser“ angezeigt hat, ohne allerdings das Erscheinungsdatum zu vermerken.

Aus unserer Region sind diesmal gleich vier Wort-Produzenten mit dabei. Von der Groß-Gerauerin Tanja Leonhardt habe ich die im Selbstverlag erschienene Arbeit „Über all meinem Erzählen“ im Regal, von Siggi Liersch (Mörfelden-Walldorf) finde ich drei Bändchen, u.a. „Mit Meerblick“ (2020 bei footura black edition). Darmstadt zuzuordnen ist u.a. „Standortbestimmung“ (1986 im C. Richter Verlag) aus der Feder von Sibylle Luckenbach-Tenner sowie die Gesamtausgabe „Gedichte“ (1986 bei Langewiesche-Brandt), der 1974 in der Heinerstadt gestorbenen Paula Ludwig.

Nicht zu übersehen sind überdies sechs Bände von Oskar Loerke, u.a. „Die Abschiedshand. Letzte Gedichte“ (bereits 1949 verlegt bei Suhrkamp); vier Bände von Federico Garcia Lorca, u. a. „Zigeunerromanzen“ (2002 in der Bibliothek Suhrkamp). Und dann finde ich noch Gedichte von Till Lindemann, den man eher mit der Band „Ramstein“ in Verbindung bringen würde: „Messer. Gedichte und Fotos“ (2002 bei Eichborn) und „Die Gedichte“ (2019 bei Kiepenheuer & Witsch).

Das war es dann für diesmal, fast. An zwei Autoren erinnere ich mich noch genau, besser: an die jeweiligen Begegnungen und Interviews. Einmal an Gert Loschütz, den ich 1974 in Berlin in der Friedrich-Franz-Straße aufsuchte, wo am Hauseingang zu lesen war: „Entrümpelung, spez. Wohnungsauflösung, Nachlässe, Transporte“. Loschütz, der drei Jahre zuvor in der edition suhrkamp mit dem Band „Gegenstände. Gedichte und Prosa“ aufwartete, erzählte mir damals, dass er „als Straßenjunge“ „mit Vorliebe Bücher von Brecht geklaut“ habe und dass zu den Autoren, die er „so richtig durchgelesen“ habe Zuckmayer, Hemingway und Lorca gehörten.

Mit Doris Lerche („Zungenspitzen“, 2009 bei konkursbuch) traf ich mich 1996 in Frankfurt. Teile aus unserem damaligen Interview finden sich auch in meiner Autobiografie „Willkommen in der Aula meiner Erinnerungen“, wo es u.a. heißt: „Also, ich denke, Glück ist etwas sehr Individuelles, für jeden unterschiedlich. Daher rühren auch sehr viele Mißverständnisse zwischen Menschen. Für mich ist Glück, so zu sein, wie ich bin…“.

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