Will ich noch über Corona sprechen?
Von Anette Welp.
Ich fühle mich einerseits überflutet mit Informationen, andererseits verunsichert aufgrund der Informationsflut. Was ist richtig, was ist falsch? Was sind die Fakten, was die subjektiven Aussagen? Wem oder was vertraue ich? Wo sind Faktoren wie Macht, Egoismus, Verleugnung und Manipulation im Spiel? Ist die Presse in ihrer Freiheit bedroht? Warum zweifeln wir an der Wahrheit? Warum sind wir so verunsichert? Warum glauben wir, dass wir in alternativen Presseportalen mit richtigen Informationen gefüttert werden? Findet dort keine Manipulation statt? Wann findet überhaupt Manipulation statt? Wer manipuliert und warum?
Warum ist es hin und wieder unmöglich, über die Pandemie zu sprechen, ohne dass es laut und verletzend wird? Warum sind kritische Fragen und andere Meinungen unerwünscht? Und warum können wir andere Menschen nicht in ihrer Haltung lassen, nur, weil sie unserer Haltung widerspricht?
Was macht das alles mit uns? Was macht das mit mir?
Einerseits: Die Corona-Pandemie macht krank. Sie isoliert. Sie macht Angst. Sie macht wütend. Sie macht egoistisch. Sie verunsichert. Sie begrenzt. Sie zerstört. Sie vernichtet Existenzen. Sie schürt und verursacht Gewalt. Sie spaltet. Sie trennt.
Andererseits: Die Corona-Pandemie fordert uns zum Umdenken auf. Sie erfordert Struktur- und Systemveränderungen. Sie wirft uns auf uns selbst zurück. Sie konfrontiert uns mit uns selbst. Sie macht kreativ. Sie weckt unsere Kräfte. Sie erinnert uns an unsere Stärken. Sie zeigt uns, was Glück ist. Sie erinnert uns an die schönen Dinge, die wir vergessen habe. Sie macht uns langsamer. Sie schenkt uns Zeit für die Dinge, die wir aus unserem stressigen Alltag verbannt haben. Sie macht besinnlich. Sie macht demütig. Sie macht dankbar. Sie vereint. Sie öffnet uns die Augen: Wir sehen die in ihrer Existenz Bedrohten. Wir sehen die Einsamen. Wir sehen die Traurigen. Wir sehen die Verzweifelten. Sie zeigt uns deutlich, was am Ende wichtig und unwichtig ist. Toleranz und Solidarität wachsen.
Will ich noch über die Corona-Pandemie sprechen? Ja, ich möchte unbedingt darüber sprechen, wie wir gemeinsam aus dieser Nummer herauskommen.