Worüber die Leute reden (350)

Von Rainer Beutel.
Jeden Euro müssen die Kreiskommunen inzwischen zweimal umdrehen. Immer häufiger werden freiwillige Leistungen in Frage gestellt. Nicht nur, weil alles teuer wird. Eher doch, weil Pflichtaufgaben von oben (Bund, Land) nach unten (Kreis, Städte und Gemeinden) ohne gleichwertigen Ausgleich durchgereicht werden. Stichwort „Kreisumlage“: Sie soll um weitere drei Prozent steigen, hieß es jetzt beinahe warnend in einer Bürgermeisterversammlung. Bevor alles Baden geht, müssen Kämmerer aufs sprichwörtliche „Kleinvieh“ achten. Das beweist eine Bemerkung von Treburs Verwaltungschef Jochen Engel. 2025 sollen die Eintrittspreise im Freibad angehoben werden.


Im Kräftespiel der Rüsselsheimer Stadtteile zieht Königstädten vielleicht den Kürzeren. Oder auch nicht; das bleibt Ansichtssache. Eine Mehrheit im Ortsbeirat ist für eine Machbarkeitsstudie, um den Ausbau der Gerhart-Hauptmann-Schule (GHS) voranzubringen: von vier- auf sechs- bis siebenzügig. Chancenloser scheint die Alternative, auf der Bauschheimer Eselswiese (südlich Globus) anstelle der Königstädter Erweiterung eine neue Schule zu bauen. Hintergrund der Meinungsverschiedenheiten: Anlieger rund um die GHS klagen über unhaltbare Zustände, Parkplatzmangel, Müll in Gärten und an Bushaltestellen. Noch mehr Schüler, befürchten sie, bedeuten noch mehr Unbill.


Die Schweinepest beschäftigt den Kreis nun seit rund acht Monaten. Ist inzwischen alles vorüber, wie das zerfledderte Stromzäune an manchen Straßenrändern vermuten lassen (Foto)? Mitnichten. Es werde voraussichtlich noch Jahre dauern, bis die Seuche und ihre Folgen bewältigt sind, hieß es unlängst im Landratsamt. Der Tierseuche fielen seit Juni vorigen Jahres bis Mitte Januar 2025 exakt 289 Wildschweine zum Opfer. Getötet wurden darüber hinaus 3581 Hausschweine und 43 Wildschweine im Gehege. Aktuell werden im Kreis noch 22 Schweine als Hobby gehalten sowie 674 als Nutztiere.


Am Wochenende, wenn diese Ausgabe des WIR-Magazins erscheint, entscheiden die Nauheimer über ihr neues Gemeindeoberhaupt, notfalls auch erst in einer Stichwahl am 9. März. Vier Kandidaten stellten sich in einer Podiumsdiskussion dringlichen Fragen. Die eigentliche Botschaft dieses Abends ergab sich mit Blick auf die Resonanz: Weit über 400 Interessierte wurden im Saal gezählt. Stühle mussten extra herbeigeschleppt werden (Foto). Mindestens 50 Neugierige wurden wegen Überfüllung der Halle abgewiesen. Politikverdrossenheit? Zumindest nicht in Nauheim.
