Worüber die Leute reden (305)

Von Rainer Beutel.

In den Sport investiert der Kreis Groß-Gerau kräftig. Derzeit läuft, für Passanten unübersehbar, die Sanierung der Kreissporthalle. Die Baumängel des in den 1980er Jahren errichteten Gebäudes waren nicht mehr zu leugnen. Um alles auf Vordermann zu bringen, werden 13,1 Millionen Euro ausgegeben. Hinzu kommen rund 1,1 Millionen Euro für die Außenanlagen und weitere sechs Millionen Euro für eine Interimstrainingsstätte in der Nachbarschaft. Durch das Kommunale Investitionsprogramm des Landes erhält der Kreis Zuschüsse von 5,2 Millionen Euro. Außerdem stehen 3,85 Millionen Euro zur Verfügung, die ursprünglich für die Sanierung der Grundschule in Worfelden gedacht waren. 2022 soll alles fertig sein. Ob dann der Amateur- und Hobbysport wieder ohne Beschränkungen erlaubt sein wird, ist ein anderes Thema.

Für das Freizeit­vergnügen in der Kreisstadt ist das 1937 errichtete Freibad geradezu unverzichtbar. Selbst im ersten Corona-Jahr erholten sich dort immerhin 18.069 Besucher, was gemessen an einem „normalen“ Sommer mit mehr als 45.000 Besuchern doch recht wenig erscheint. Ein Blick auf den derzeit noch verschlossenen Eingangsbereich lässt ahnen, dass es (zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses) noch ein Weilchen dauern könnte. Abhängig ist das Vergnügen nämlich von der Inzidenz. Liegt die über 100, ist an Badespaß nicht zu denken. Wie es 2022 aussieht, ist ebenfalls unklar. Dann wird nämlich saniert. Die Stadt will den Zustand mit 3,1 Millionen Euro aufmöbeln, unter anderem wird in die Barrierefreiheit investiert.

Ein Jahrzehnt ohne Erfolg lautet die Bilanz des juristischen Kampfs mehrerer Kreiskommunen gegen die Südumfliegung. Das Bundesverwaltungsgericht hat die umstrittene Abflugroute des Frankfurter Flughafens nun für rechtskräftig erklärt. Jetzt sind alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Das heißt, über Nauheim, Groß-Gerau, Trebur und einigen rheinland-pfälzischen Orten nahe des Rheins wird der Lärm startender Flugzeuge endgültig zum Alltag gehören. Noch 2013 hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof die Route aufgrund von Defiziten bei der Auswahl der Streckenführung gekippt. Das Urteil war vom Bundesverwaltungsgericht 2015 aufgehoben worden. Diesmal sagen die Bundesverwaltungsrichter, es sei nicht nachgewiesen, dass eine andere Flugroute sinnvoller sei. Mit anderen Worten: Bis zu 8000 Menschen in den genannten Orten müssen dauerhaft mit dem Fluglärm leben, zumindest bei Westwind.

Noch geschlossen präsentiert sich der Biergarten des Kulturcafés in der Kreisstadt Anfang Mai. Obwohl der betreibende Verein alle organisatorischen Voraussetzungen für eine Wiederöffnung des Kulturbetriebs getroffen hatte, blieben die Pforten zu Beginn des Wonnemonats zu – mit unklaren Perspektiven. Walter Seeger, Vorsitzender des Kulturcafé-Vereins, kritisiert in diesem Kontext die Corona-Politik. Ein härterer Lockdown, früher im Jahr, hätte nach seiner in der Tageszeitung verbreiteten Meinung dazu geführt, dass die Inzidenzen bis Mai nicht so hoch gewesen wären. Sein Blick auf die massiven Folgen für Kulturveranstalter ist getrübt, seine Wertung kann teilweise nachvollzogen werden. Doch dies allein erscheint als eingeschränkte Sicht, denn nicht nur die Kulturvereine mussten und müssen zurückstecken.

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