Der Kontrabass ist der Großvater
Von Mirko Stepan.
50 Jahre im Zeichen der musikalischen Bildung: 2023 feiert die städtische Musikschule Groß-Gerau ein Jubiläum. In einer neuen Serie stellt das WIR-Magazin Instrumentengruppen vor, die in der Musikschule unterrichtet werden. Der Auftakt beschäftigt sich mit den Streichern. Unser Foto zeigt die Musikschülerinnen Zeynep Eslemez und Annabel Kühl.
Welche Instrumente gehören zu den Streichern? Die Violine bzw. Geige ist das kleinste Instrument in der Familie der Streichinstrumente. Zum Spielen wird sie, wie ihr großer Bruder, die Viola (Bratsche), unter dem Kinn gehalten. Das Cello kann dagegen nur im Sitzen gespielt werden. Der Kontrabass ist gewissermaßen der Großvater der Streichinstrumente und wird im Stehen gespielt. Die Töne werden bei allen Streichinstrumenten mit einem Bogen erzeugt, mit dem man über die Saiten streicht. Der Bogen ist mit Pferdeschweifhaar bespannt.
Wie sehen die Instrumente aus? Die Streichinstrumente bestehen aus unterschiedlichsten Materialien. Meist hellbraun lackiertes Holz, in verschiedenen Schattierungen, Ahorn und Fichte. Das schwarze Holz ist Ebenholz. Einige wenige, sehr kleine Teile sind aus Metall. Genz oben an den Streichinstrumenten befindet sich die sogenannte Schnecke. Bei Cello und Kontrabass ist ein Stachel zu finden, ein Metallstift, auf dem das Instrument steht.
Wie entsteht der Ton? Der Ton entsteht bei allen Streichinstrumenten im Klangkörper durch die Schwingung der darüber liegenden Saiten. Sie werden meist durch Anstreichen mit dem Bogen – zumeist mit Pferdehaar bespannt – in Schwingung versetzt, können aber auch mit den Fingern gezupft werden (Pizzicato). Unter dem Mikroskop weisen diese Haare feine Härchen auf, die sozusagen in rasender Geschwindigkeit an der Saite „zupfen“. Zusätzlich muss man die Bogenhaare mit Kolophonium einstreichen, das aus Baumharz hergestellt wird und die Haare zur besseren Haftung klebrig macht.
Welchen Tonumfang haben die Instrumente? Die Geige spielt in der „kleinen und eingestrichenen Oktave“: g-d¹-a¹-e¹, die Viola in der „kleinen Oktave“: c–g–d–a. Das Cello erklingt in der „großen und kleinen Oktave“: C–G–d–a, der Kontrabass wiederum in der „Kontraoktave und großen Oktave“: E–A–D–G. Die Einteilung bestimmt die Höhe der Töne: Die Geige ist das Instrument mit den höchsten Tönen, der Kontrabass das mit den tiefsten Tönen
Gibt es eine derzeit bekannte Persönlichkeit? Im Klassikbereich ist wohl Anne-Sophie Mutter eine der bekanntesten Violinistinnen. Im Popbereich Vanessa Mae und David Garrett. André Rieu hat mit seinem Orchester und seinen Walzerklängen eine eigene Nische erfunden. Die Geige kann in allen Musikrichtungen eigesetzt werden. Auch der Kontrabass macht immer wieder Ausflüge in andere Stilrichtungen, ist beispielsweise fester Bestandteil von Jazz-Bands. Bratsche und Cello sind zumeist in der klassischen Musik heimisch.
Einsatz in der Städtischen Musikschule Groß-Gerau. Vor allem Geigen machen immer wieder Schlagzeilen, wenn in Auktionen Millionenbeträge für besondere Exemplare gezahlt werden. Dabei gibt es gute Schülerinstrumente bereits ab 200 Euro, zudem auch Instrumente zum Ausleihen – was für alle anderen Streichinstrumente genauso gilt. Und: Die Instrumente „wachsen mit“. Das bedeutet, dass es Streichinstrumente für Kinder gibt, die an die geringere Körpergröße angepasst sind.
Gut zu wissen: Cellospielen war Frauen lange Zeit verboten. Es galt als anrüchig, das Cello zwischen den Schenkeln zu halten. Bis in die 1950er Jahre spielten die wenigen existierenden Cellistinnen ihr Instrument oft seitlich.
Mirko Stepan
ist Pressesprecher der Kreisstadt Groß-Gerau;
mirko.stepan@gross-gerau.de