Seifenkisten-Rennen

Von Peter Erfurth.

Aus den Unterlagen des Groß-Gerauer Stadtmuseums, in dem noch eine originale „Seifenkiste“ zu bestaunen ist.

Heimatzeitung von 1964: Am morgigen Sonntag erIebt die Kreisstadt einen sportIichen Wettkampf besonderer Art. Mehr als 30 Jungen und Mädchen aus Groß-Gerau, Dornheim, Büttelborn, WalIerstädten, Darmstadt, Königstein, Bad Homburg, Höchst und Bickenbach werden sich an diesem Tage um die Fahrkarte zum Endlauf um die Deutsche Meisterschaft in Duisburg bewerben. Als ,“Rennbahn“ wurde die Rampe an der Waldstraße ausgewählt, die für das Seifenkistenrennen die besten Voraussetzungen bietet.

Landrat Alfred Schmidt und Bürgermeister Karl Martin, der die Schirmherrschaft über das erste Seifenkistenrennen in Groß-Gerau übernommen hat, haben das sportliche Ereignis mit freundlichen und aufmunternden Grußworten versehen. ,“Mit ebensoviel Eifer und Ernst wie Eure motorisierten Kameraden auf dem Nürburgring, in Le Mans und wie sonst die Rennbahnen der Kraftfahrer alle heißen, werdet Ihr um den Siegeslorbeer kämpfen“ heißt es im Grußwort des Stadtoberhauptes. Gleichzeitig mahnt er die Teilnehmer, den sportlichen Geist zu bewahren und den siegreichen Kameraden den Sieg zu gönnen.

Das Rennen beginnt am Sonntag morgen um 10 Uhr mit der Abnahme der Kisten auf dem Gelände der Groß-Gerauer Union-Brauerei. Um 14 Uhr geht es dann hinaus auf die Rennstrecke. Nach einem Ballonwettfliegen, das ebenfalls von der Seifenkistengemeinschaft Groß-Gerau veranstaltet wird, starten die Fahrer um 14.30 Uhr zu den ersten Probeläufen. Damit soll den Fahrern Gelegenheit gegeben werden, sich mit der Strecke vertraut zu machen. Es starten dabei immer jeweils zwei Fahrer. Anschließend werden die Vorläufe gefahren und die schnellsten Fahrer ermittelt, die dann den für die Fahrkarte nach Duisburg entscheidenden Endlauf bestreiten.

Heimatzeitung von 1983: Rennen bis 1972. Daß von 1964 bis 1972 in Groß-Gerau regelmäßig Seifenkistenrennen stattfanden und daß schon vorher – seit 1957 – Groß-Gerauer Jungen mit selbstgebastelten „Autos“ in benachbarten Großstädten erfolgreich starteten, ist das Verdienst Philipp Diehls und seiner Mitarbeiter. Bei den vom Opel-Automobilwerk bis zum Jahre 1971 jährlich ausgerichteten Bundesmeisterschaften in Duisburg, zu denen jeweils bis zu 30.000 Zuschauer gekommen waren, kämpften vierzehn Jahre lang junge Groß-Gerauer, die bei den örtlichen Wettbewerben erfolgreich gewesen waren, um die Fahrkarte zu den Weltmeisterschaften in den USA.

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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