Worüber die Leute reden (343)

Von Rainer Beutel.

Für Menschen und andere Tiere besteht keine Gefahr – Das war unbestreitbar eine beruhigende Nachricht, als gemeldet wurde, dass der Kreis Groß-Gerau von der afrikanischen Schweinepest betroffen ist. Ebenso erfreulich, dass die Behörden sofort reagiert haben und entsprechende Vorsorgemaßnahmen veranlassten. Dass dazu neben der Ausweisung der Restriktionszone (anfangs 15 Kilometer rund um den Fundort eines ersten Kadavers) die kilometerlangen Elektrozäune gehören, führte allerdings in einer bis dahin offenbar weitgehend unaufgeklärten Bevölkerung zu Nachfragen. Worum geht‘s? Es wird das Möglichste getan, eventuell infizierte Tiere nicht aufzuschrecken und somit ihre Verbreitung einzudämmen. Noch Fragen? Notfalls das Bürgertelefon beim Kreis unter 06152-98984000 anrufen.

Die Rezeption des „Best Western Frankfurt Airport Hotel“ ist nicht mehr besetzt, 65 Zimmer werden nicht mehr für neue Gäste hergerichtet und 25 Angestellte haben ihren Arbeitsplatz in der Kreisstadt verloren. Kurzum: Das Hotel wird nun zu einer Flüchtlingsunterkunft für 130 Menschen umfunktioniert. Nun, solche Unterkünfte werden weiterhin dringend benötigt. In vielen Kreiskommunen sind die Kapazitäten erschöpft. Dass von den Gebäudeeigentümern allerdings ein offenbar gut funktionierender Beherbergungsbetrieb mit 70-prozentiger Auslastung geopfert wurde, spricht Bände. Die Annahme, dass es Gebäudeeigentümern um Profit geht, und das mit der Not der Geflohenen, drängt sich auf.

Monumentale Bauwerke entstehen nahe Königstädten, und unzählige Menschen sind davon betroffen, ohne kaum etwas davon zu sehen. Es geht um drei neue Brücken an der A60/A67 am Rüsselsheimer Dreieck. Schon am zweiten Juniwochenende wurde dort der nächtliche Autobahnverkehr gesperrt, um den Fahrbahnersatz zu ermöglichen. Die nächste Bauphase mit Vollsperrung der A67 ist vom 19. bis 22. Juli geplant. Was die Autofahrer davon merken, sind ausgeschilderte Umleitungen, deren Wegstrecke mehr Fahrtzeit erfordert. Wovon sie kaum etwas mitbekommen, ist die riesige Baustelle unterhalb der alten Viadukte.

Ein Vorreiter im negativen Sinn war seinerzeit die Gemeinde Nauheim, als die Grundsteuer B auf den damaligen bundesweiten Spitzenwert von 960 Prozent angehoben wurde. Längst bleibt vielen Städten und Gemeinden nichts anderes übrig, etwa Trebur, das mit seinem jüngsten Haushaltsbeschluss nun von 711 auf 920 Prozent hochschnellt. Dabei gibt es allerdings eine Empfehlung des Landes, das etlichen Orten gar eine Senkung empfiehlt. Wie die Kommunen dann ihre horrenden Kosten für Leistungen decken sollen, die sie nicht aus Wiesbaden (oder Berlin) erstattet bekommen, wurde nicht erklärt. Übrigens: In Nauheim drohte ein Anstieg auf 1325 Prozent, was politisch durch drastische Einsparungen in der Verwaltung abgewendet wurde.

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