Worüber die Leute reden (315)

Von Rainer Beutel.

In der vergangenen Ausgabe WIR 314 haben wir in der Reihe „Worüber die Leute reden“ nicht zum ersten Mal in einem Beitrag die Verwahrlosung im Umfeld des kreisstädtischen Bahnhofs thematisiert. Daraufhin meldeten sich WIR-Leser zu Wort, darunter der Eigentümer der Immobilie sowie seine Pächter.

Tarcisio Bovigna fühlt sich zu Unrecht in der Schusslinie. Als Eigentümer des Bahnhofs, den er vor vielen Jahren von der Deutsche Bahn AG erworben hat, betont er, dass er und seine Pächter alles nur Erdenkliche unternähmen, um das Umfeld zwischen Schienen und Immobilie sowie Vor- und den Parkplatz in Schuss zu halten. Mehr darüber hier: Monatsthema

Nächstes Jahr wird sich Jan Fischer (CDU) aus Nauheim verabschieden – zumindest als Bürgermeister. 2023 werde er nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren, kündigte der Christdemokrat an. Er rede zwar noch nicht von „Abschied“, sagte er vor Parteifreunden, aber ihm war anzumerken, dass ihn die mit seiner Familie besprochene Entscheidung emotional mitnimmt. Das beweist, dass Politik, vor allem in der Kommune, immer noch menschliche Züge hat, auch wenn der Verwaltungschef einräumte, dass ein Bürgermeisterjob einem 24/7-Managementposten gleiche. Seit 2011 führt der 44-Jährige die örtliche Verwaltung mit 160 Angestellten. Als neue Aufgabe zeigt er Interesse am Bauwesen und auf Landesebene, nennt aber noch keine festen Aussichten.

Immer enger wird es in Alt-Königstädten. Nachdem in der Adam-Foßhag-Straße anstelle eines früheren Raiffeisenmarktes zwei Mehrfamilienhäuser gebaut wurden, machten Bauarbeiter nun auch das ehemalige Pfarrhaus gegenüber platt. Dort sollen auch zahlreiche Wohnungen entstehen. Parkplätze werden rarer, die innerörtliche Verdichtung nimmt zu, und die Kritik daran auch. Der Vorgang sorgt für Proteste vor allem in Internetforen. Angegriffen wird die Kirchenverwaltung, die ein erhaltenswürdiges Gebäude „meistbietend veräußert“ habe, obwohl andere Interessenten Haus und Grundstück gerne erhalten und saniert hätten.

Steter Tropfen höhlt den Stein, und getreu dieser Redensart arbeiten die Freunde einer umweltschonenden Verkehrswende an besseren Bedingungen für den Radverkehr. Ein Radentscheid für Groß-Gerau, der den Ausbau neuer extra Spuren für Pedaltreter sicherlich beschleunigen würde wie ein E-Bike bergab unter Volllast, scheint zwar noch in ferner Aussicht. Zu 1000 bereits gültigen Unterschriften fehlen dem Groß-Gerauer „Forum Verkehrswende“ noch etwa 900. Und auch eine Radschnellverbindung von Rüsselsheim vorbei an der Kreisstadt Richtung Darmstadt ist bislang nur eine Vision. Doch Verbesserungen gab und gibt es, weil sich das Thema in der Öffentlichkeit immer stärker verankere, heißt es. Details könnten allerdings auch ohne viel Aufsehen erledigt werden, etwa ein extra Hinweis auf die Vorfahrt von Radfahrern auf der Busspur an der Ecke Marktplatz/Gernsheimer Straße. Neue Ziele: innerörtliche verkehrsberuhigte Bereiche in Form von Spielstraßen und Fußgängerzonen.

Nicht auf der Kippe, aber erneut zur Disposition steht der Kreishaushalt. Beim Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt fiel das vor Jahresfrist mehrheitlich beschlossene Zahlenwerk durch. Nun muss der Kreistag erneut darüber beraten und befinden. 14,2 Millionen Euro waren in dem Etat als überschüssiges Ergebnis für das Jahr 2022 deklariert worden. Doch das RP findet, dass die Umlage an den Landeswohlfahrtsverband sowie die Krankenhausumlage, insgesamt 7,1 Millionen Euro, zu gering angesetzt worden seien. Ergo: Die Haushaltslage sei besser dargestellt, als zu erwarten. Dem Kreis drohe eine Finanzlücken von fast sieben Millionen Euro. Die Haushaltslage sei „angespannt bis gefährdet“, heißt es bei der Aufsichtsbehörde. Der Landrat will nun bei der Zurückzahlung von Finanzspritzen aus der Hessenkasse ein Jahr aussetzen und die Kommunen verschonen, sprich keine höhere Kreis- und Schulumlage einfordern. Was aber passiert angesichts all der Krisen 2023?

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