Todesfuge und Gebet für Marilyn

Von W. Christian Schmitt.

In dieser Rubrik geht es um Dichter, Poeten, Lyriker, Verse-Schmiede, Wort-Produzenten etc. und um all das, was sie uns an Geschriebenem hinterlassen haben. Doch vor allem um das, was mir beim Katalogisieren meiner Lyrik-Bibliothek (neuerlich) begegnet, aufgefallen ist – und woran ich mich erinnere. Diesmal geht es um Autoren mit dem Anfangs-Buchstaben C.

Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen“ soll Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.) einmal geäußert haben.

Und Franz Beckenbauer, dem wohl keiner ernsthaft unterstellen mag, dass er ein intimer Literaturkenner sei, hat stets gerne von einem „Klassiker“ gesprochen, wenn wieder mal z.B. England der Gegner unserer Fußball-Nationalmannschaft war. Indes: im Bereich der Lyrik gibt es (tatsächlich) auch eine ganze Reihe von „Klassikern“, die mir beim Sortieren all der Gedichtbände begegnet sind, die sich um den Buchstaben C herum angesammelt haben. 53 an der Zahl, hinterlassen von 21 Autoren.

Zu den wohl bekanntesten Lyrikern zählt dabei Paul Celan (1920-1970), der 1960 mit dem Büchnerpreis ausgezeichnet wurde und an dessen Gedicht „Todesfuge“ und die Zeile „… der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ auch ich zuerst denke. Enthalten ist es (bei mir) in der bei DVA erschienenen Sammlung „Mohn und Gedächtnis“. Allein von diesem Autor finde ich neun Gedichtbände. Matthias Claudius, 1740-1815 (u.a. „Aus dem Wandsbeker Boten“, 1921 bei Langewiesche erschienen) ist mit sieben und Hans Carossa („Ausgewählte Gedichte“, 1978 in der Bibliothek Suhrkamp) mit sechs Bänden vertreten.

Ebenfalls in die Reihe der Klassiker gehört Catull (er lebte im 1. Jahrhundert v.Chr.) mit seinen lateinisch/deutschen „Liebesgedichten“ (aufgelegt u.a. bei Vollmer) genau wie Adelbert von Chamisso (1781-1838), von dem 1967 in der Leipziger Insel-Bücherei ein kleines Gedichtbändchen aufgelegt wurde, in dem sich u.a. ein Text findet, der unter der Überschrift „Pech“ beginnt mit den Zeilen: „Wahrlich, aus mir hätte vieles/Werden können in der Welt,/Hätte tückisch nicht mein Schicksal/Sich mir in den Weg gestellt…“.

Einer Reise durch ein ganzes Sängerleben gleicht die beim dtv im Programm geführte Text-Sammlung „Songs of a life“ des Rock-Poeten Leonhard Cohen (1934-2016), zu dem Wolfgang Niedecken einst anmerkte: „Ein solches Buch hat gefehlt“. Was weiß Gott nicht über jede Publikation auf dem Buchmarkt zu sagen wäre. Dass auch Theologen hin und wieder als Lyriker zu Ruhm und Ehre gelangen können, beweist Ernesto Cardenal (1925 in Granada/Nicaragua geboren). Seine Arbeiten sind in mehr als 14 Sprachen erschienen. Auf Deutsch auch im Peter Hammer Verlag. Eine Topos-Taschenbuch-Ausgabe aus dem Jahr 1974 liegt mir unter dem Titel „Gebet für Marilyn Monroe und andere Gedichte“ vor. In ihr findet sich ein über drei Buchseiten gehender Text, der mit der Strophe endet: „Herr/ wer immer es auch war, den sie anrufen wollte/und den sie nicht erreichte (und vielleicht war es niemand/oder jemand, dessen Nummer nicht im Telefonbuch von Los Angeles steht)/antworte Du ihrem Anruf!“

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