Volltreffer Bücherflohmarkt

Von Rainer Beutel.

Die Stadteilbücherei in Königstädten würde wahrscheinlich nicht mehr existieren, wenn es die Königstädter Bücherfreunde nicht gäbe (vl.n.r. Silke Schürhagel, Reinhard Schüler, Ingrid Hartl und Ingrid Biedert ). Sie kümmern sich um den reibungslosen Ablauf und garantieren alljährlich, dass ein vierstelliger Etat für neue Medien zur Verfügung steht. WIR-Redakteur Rainer Beutel hat sich bei der Vorsitzenden der Bücherfreunde, Ingrid Biedert, erkundigt, wie sich der Verein aufstellt.

Frau Biedert, erklären Sie unseren Leserinnen und Lesern doch bitte, welchen Aufgaben sich die Bücherfreunde in Königstädten widmen und wie sich der Verein organisiert?

Ingrid Biedert: Der Verein „Königstädter Bücherfreunde“ hat 121 Mitglieder. 22 Mitglieder beteiligen sich aktiv an der Arbeit in der Bücherei. Die jüngsten sind 13 Jahre alt. Zu den Aufgaben gehören die Mitarbeit während der Ausleihe, der Betreuung des umfangreichen Flohmarktes sowie von Kindern und Jugendlichen. Weiterhin die Leseförderung in Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen bei der Lese-AG, Lesenächten, Vorleseangeboten und Büchereiführungen. Ebenso werden angeboten offene Treffen für Jung und Alt und ein Sonntagstreff, zu dem sich vor allem ältere, alleinstehende Personen zusammenfinden. Dazu kommen Ferienworkshops, Spielenachmittage und Gesprächskreise für Erwachsene und ein monatlicher Lesekreis. Nicht zuletzt finden Autorenlesungen guten Zuspruch. Die Bücherei hat sich damit zu einem Begegnungs- und Kulturzentrum in Königstädten entwickelt und verfügt über einen Bestand von mehr als 13.000 Medien. Das sind vor allem Bücher, aber auch CDs und Spiele. Außerdem bietet die Bücherei Literatur für jedes Alter an.

Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit?

Ingrid Biedert: Wir finanzieren uns vor allem durch Mitgliedsbeiträge und den Erlös des Bücherflohmarktes. Zuweilen erhalten wir auch Spenden. Wir sind vertraglich verpflichtet, jährlich 8.000 Euro zum Erwerb neuer Medien für die Bücherei aufzubringen.

Auf was mussten die Bücherfreunde während der Pandemie verzichten, und wie hat sich das auf die Bücherei ausgewirkt?

Ingrid Biedert: Die Öffnungszeiten wurden reduziert. Ebenso wurde die Besucherzahl begrenzt. Die Ausleihmöglichkeiten und die Gruppentreffen waren zum Bedauern der Nutzer sehr eingeschränkt. 

Es gibt ja inzwischen die Möglichkeit, vor der Bücherei im Königstädter Einkaufszentrum alte Bücher günstig zu erwerben. Eine wahre Fundgrube. Wie ist die Resonanz?

Ingrid Biedert: Richtig, um während der Pandemie ein Angebot aufrecht zu erhalten, boten die Bücherfreunde Flohmarktbücher vor der Bücherei an. Der Ansturm war groß und die Dankbarkeit ebenso. Vielen war dies Angebot gerade in Zeiten der Pandemie eine große Hilfe. Täglich wurde der Buchbestand in den Regalen von den Bücherfreunde ausgetauscht und ergänzt. Der Platz vor den Regalen entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt. Bei Tag und Nacht, zuweilen im Licht von Taschenlampen, wurden Bücher zu einem geringen Preis erworben. Diese Angebot ist eine Bereicherung, wird und muss erhalten bleiben.

Was sind die Schwerpunkte im literarischen Angebot, und wie können Sie dieses ausbauen bzw. regelmäßig aktualisieren?

Ingrid Biedert: Die Auswahl des Medienangebotes obliegt grundsätzlich der Stadtbücherei. Im Bereich der Erwachsenenliteratur liegen die Schwerpunkte auf den aktuellen Neuerscheinungen. Gerne gelesen werden Krimis, Biografien, Historisches, Themen, die den Garten und die Natur betreffen, ebenso Geschichtsbücher. Es ist wie überall: Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Die Königstädter Bücherei ist eher auf Unterhaltungsliteratur ausgelegt. Schüler und Studenten, die mehr Fachliteratur benötigen, bedienen sich in der Stadtbücherei Rüsselsheim. Aktuell haben wir einen Umbruch. Wir sortieren viel aus, und viel Neues kommt hinzu. Es sieht also etwas leerer als gewöhnlich aus in unseren Regalen. Die Neuerscheinungen bestimmen immer wieder das Bild.

Was lesen denn junge Königstädter gerne?

Ingrid Biedert: Bei der Kinder- und Jugendliteratur sind die Märchenbücher sehr wichtig. Sie beflügeln die Fantasie; eine wertvolle Literatur. Ausgeliehen werden die Märchenbücher hauptsächlich in der Winterzeit. Ansonsten mögen Kinder und Jugendliche bei uns gerne Abenteuergeschichten, Krimis, Romane, Gruselbücher und Pferdegeschichten. Stark vertreten sind Bilderbücher wie Sachbücher, da sind wir gut ausgestattet.

Engagieren sich auch junge Menschen bei den Bücherfreunden?

Ingrid Biedert: Ja, das ist sehr erfreulich. Das geht so ab 13 Jahre los, wie zum Beispiel bei einem Mädchen, das auch sonntags kommt, um in der Bücherei zu helfen oder mit anderen Kindern zu spielen beziehungsweise Schüler bei den Hausaufgaben zu unterstützen.

Zum Abschluss bitte Ihre persönliche Einschätzung: Laufen digitale Medien dem Buch den Rang ab?

Ingrid Biedert: Nein. Menschen werden aller Voraussicht nach immer gerne ein gedrucktes Buch in der Hand halten, um Seite für Seite durchzublättern.

Ingrid Biedert ist seit drei Jahren Vorsitzende der Königstädter Bücherfreunde, zuvor wirkte sie mehrere Jahre im Vorstand mit. ullrichbiedert@t-online.de

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