Freude am Gestalten
Von Ulf Krone.
Im August hat Dr. Annette Schmitt die Nachfolge von Sabine Koch, die in den Ruhestand verabschiedet worden war, als Schulleiterin der Luise-Büchner-Schule in der Kreisstadt angetreten. Im Interview mit WIR-Redakteur Ulf Krone berichtet die Pädagogin von ihren ersten Eindrücken und spricht über die besonderen Herausforderungen eines Mittelstufen-Gymnasiums.
Zum Schuljahresbeginn haben Sie die Leitung der Luise-Büchner-Schule (LBS) übernommen. Wie waren die ersten beiden Monate in der neuen Position?
Dr. Annette Schmitt: Die Leitung einer Schule bringt jeden Tag viel Neues und auch Herausforderndes mit sich. Gerade in den ersten Wochen ist das nicht ohne Hilfe und Unterstützung durch ein Schulleitungsteam möglich. Ich habe das Glück, an der Luise-Büchner-Schule mit einem großartigen Team zusammenzuarbeiten, das mein Einleben und Ankommen erleichtert hat. Auch die Aufnahme durch das Kollegium, durch die Sekretärinnen und die Hausmeister war sehr herzlich und offen. Ich habe im August mit Spannung und Neugier die neue Position angetreten und spüre nun jeden Tag, dass sich eine stärkere Vertrautheit einstellt, die einhergeht mit viel Tatendrang und Vorfreude auf die neuen Aufgaben.
Die LBS ist ein Mittelstufen-Gymnasium. Erläutern Sie unseren Lesern bitte einmal kurz, was die Besonderheiten und die spezifischen Herausforderungen dieser Schulform sind!
Dr. Annette Schmitt: Als Mittelstufen-Gymnasium entlassen wir die Schülerinnen und Schüler nach der 10. Klasse. Mit der Versetzung erhalten sie die Zulassung zur gymnasialen Oberstufe und einen dem Realschulabschluss gleichgestellten mittleren Abschluss. Damit können die Jugendlichen je nach eigenen Interessen, Fähigkeiten und Berufswünschen zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen. Prinzipiell steht ihnen der Übergang an jede Oberstufe eines allgemeinbildenden Gymnasiums, eines beruflichen Gymnasiums oder einer Fachoberschule offen, auch der Start einer Ausbildung ist möglich. Unter diesen Optionen treffen die Schülerinnen und Schüler eine bewusste Entscheidung. Wir unterstützen die Jugendlichen dabei in Informationsveranstaltungen und persönlichen Beratungsgesprächen durch Lehrkräfte, die sich auf Schullaufbahnentscheidungen nach der 10. Klasse spezialisiert haben. Wir arbeiten zudem eng mit der Agentur für Arbeit zusammen, die regelmäßig Gesprächstermine an unserer Schule anbietet. Uns ist es sehr wichtig, dass sich die Jugendlichen mit ihren Zukunftsplänen und -zielen auseinandersetzen, um eine bewusste Entscheidung für ihre weitere Schullaufbahn zu treffen. Wir sind überzeugt, dass diese Entscheidung eine besondere Stärke eines Mittelstufen-Gymnasiums ist, da sie individuelle und bewusst gewählte Lebenswege fördert und ermöglicht. Diese können dann die Grundlage für einen erfolgreichen und erfüllten beruflichen Lebensweg bilden.
Sie haben sich gezielt für die Nachfolge der in den Ruhestand verabschiedeten Schulleiterin Sabine Koch an der LBS beworben. Was waren Ihre Beweggründe?
Dr. Annette Schmitt: Seit August 2016 war ich als Studienleiterin Mitglied der Schulleitung der Max-Planck-Schule in Rüsselsheim. Die damit verbundenen vielfältigen Aufgaben einer Schulleitung waren von Beginn an für mich sehr motivierend. Es macht mir Freude, Lern- und Lebensmöglichkeiten von Schülerinnen und Schülern sowie von Kolleginnen und Kollegen zu gestalten und positiv zu beeinflussen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit lag schon als Studienleiterin auf der Organisation und Begleitung des Übergangs der Schülerinnen und Schüler von der Sekundarstufe 1 in die Oberstufe. Als dann die Schulleitung der Luise-Büchner-Schule ausgeschrieben wurde, war das für mich eine große Chance, noch weitere Leitungsaufgaben zu übernehmen und meine Ideen zur Gestaltung von Schule umzusetzen. Dabei hat mich das sehr schülerorientierte Profil der Luise-Büchner-Schule besonders angesprochen.
Seit 2018 wird die LBS saniert, noch sind Bauarbeiten im Gange. Wie ist da der Stand der Dinge?
Dr. Annette Schmitt: Als ich im August mit meiner Arbeit an der LBS begonnen habe, war das Verwaltungsgebäude mit seinen Büroräumen und Fachräumen noch eine Baustelle. Die Vorstellung, dass dort in drei Wochen Unterricht stattfinden und eine funktionierende Schulverwaltung ihren Platz finden sollte, schien mir ziemlich gewagt. Doch dank der zahlreichen Mithelfer haben wir es geschafft, rechtzeitig alle Kisten auszupacken, die Räume einzurichten, so dass wir am 4. September mit wenigen räumlichen Einschränkungen den Schulbetrieb wieder starten konnten. Ganz fertig sind wir immer noch nicht, einige Bauzäune stehen noch, die Container warten noch auf den Abtransport, und auch der Schulhof soll gestaltet werden. Es gibt noch viel zu tun, aber es geht jeden Tag etwas voran.
Worauf legen Sie als Schulleiterin besonderen Wert, was ist Ihnen wichtig?
Dr. Annette Schmitt: Mir ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler auf ein lebenslanges Lernen vorzubereiten. Sie müssen flexibel, kreativ und auch mutig an die Aufgaben der Zukunft herangehen können. Dazu gehört natürlich eine sehr gute fachliche Ausbildung, in Zeiten grundlegenden und schnellen Wandels reicht das aber nicht aus. Wir müssen die Entwicklung eines sozialen Bewusstseins fördern, begleitet durch den Aufbau wichtiger Zukunftskompetenzen wie Medienmündigkeit, Resilienz und Selbstmanagement.
Was sind ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, vor denen Sie und die LBS, aber auch der Bildungsbereich im allgemeinen stehen?
Dr. Annette Schmitt: Aus meiner Sicht sind der Lehrkräftemangel und die Digitalisierung besondere Herausforderungen, die wir aktuell und in Zukunft zu bewältigen haben. Davon werden alle Schulen und alle Bildungsgänge betroffen sein. Wir müssen Strategien entwickeln, die es auch vor dem Hintergrund fehlender Lehrkräfte ermöglichen, verlässlichen, guten Unterricht anzubieten und die vielfältigen Talente und Neigungen von Schülerinnen und Schülern individuell zu fördern.
Digitalisierung betrifft Schülerinnen und Schüler mit zunehmender Komplexität in allen Bereichen ihres Lebens. Die Ausbildung ihrer Medienkompetenz wird damit eine entscheidende Aufgabe für die Schule sein, auf die wir uns fokussieren und der wir uns stellen müssen.