Mit dem Polizeidienst unterwegs

Von Ulf Krone.

„Präsenz zeigen – beobachten – melden“, so lautet das Motto des Freiwilligen Polizeidienstes, bei dem sich in der Kreisstadt derzeit sieben Bürger engagieren. Zehn könnten es insgesamt sein, drei Stellen sind noch offen, erläutert Bürgermeister Erhard Walther im Gespräch und macht deutlich, dass man auch diese drei Stellen noch besetzen möchte. Deshalb läuft bis zum 15. Mai die aktuelle Bewerbungsfrist für alle, die Interesse am Engagement beim Freiwilligen Polizeidienst haben.

So wie Renate Zimmermann und Arash Baghani, die ich Ende März auf einer Runde durch die Groß-Gerauer Innenstadt begleite. Mit dabei sind außerdem Polizeioberkommissarin Katja Vagi-Mager, die seit einigen Jahren den Freiwilligen Polizeidienst betreut und koordiniert, sowie Bürgermeister Erhard Walther. Renate Zimmermann ist bereits seit 20 Jahren als Ehrenamtliche engagiert und war unter anderem schon in Riedstadt und Biebesheim tätig, bevor sie in die Kreisstadt gekommen ist, während Arash Baghani aus Frankfurt erst vor zwei Jahren zum Freiwilligen Polizeidienst stieß. Beiden jedoch gemein sind die Leidenschaft und Freude an der Aufgabe, die sie auch für sich persönlich als Bereicherung empfinden.

„Ich konnte noch nie wegschauen“, gibt Renate Zimmermann zu. „Wenn etwa irgendwo einfach so Müll entsorgt worden ist, dann hat mich das immer sehr geärgert, und jetzt kann ich mich darum kümmern und kann für die Bürger da sein.“

Eingreifen dürfen die Freiwilligen nicht, höchstens die Personalien feststellen, und sie sind nicht bewaffnet, tragen nur Pfefferspray zur Selbstverteidigung bei sich. Den mussten glücklicherweise weder Renate Zimmermann noch Arash Baghani jemals einsetzen. Ihre Aufgaben liegen schließlich vor allem im Zeigen von Präsenz, im Beobachten und in der Ansprechbarkeit, sprich: in der Prävention. Hinweise zu Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten geben die Ehrenamtlichen an die jeweils zuständigen Stellen weiter, etwa die hauptamtlichen Kollegen der Polizeidienststelle oder das Ordnungsamt. Und sollte es einmal zu einer bedrohlichen Situation kommen, werden selbstverständlich die hauptberuflichen Polizisten zu Hilfe gerufen.

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, durchlaufen die Freiwilligen vor dem ersten Einsatz eine 50-stündige Ausbildung im Polizeipräsidium in Darmstadt, an deren Ende sie in den Freiwilligen Polizeidienst aufgenommen werden. Dann können sie bis zu 25 Stunden im Monat eingesetzt werden, wofür eine Aufwandsentschädigung von sieben Euro pro Stunde gezahlt wird. Die Einteilung nehmen die Freiwilligen selbständig in Absprache mit Katja Vagi-Mager und der Dienststelle vor, von denen sie auch in den Dienst versetzt werden müssen, was heißt, dass keiner der Ehrenamtlichen nach eigenem Gutdünken die Uniform anlegen kann. „Unsere freiwilligen Ordnungshüter sind außerdem nie allein unterwegs“, erläutert Katja Vagi-Mager. „Sie sind mindestens zu zweit, wenn nicht sogar zu dritt, allein schon zu ihrem eigenen Schutz.“ Und aufgrund der unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der Freiwilligen, nach denen sich die Einsatzzeiten zu richten haben, gibt es keine festen Partner, sondern wechselnde Teams, die aber dadurch alle Tageszeiten abdecken können.

In der Innenstadt dreht sich naturgemäß Vieles um das Verhalten der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, und so dauert es auch auf unserer Runde nicht lange, bis die Ordnungshüter das erste Mal eingreifen müssen. Zwei Mädchen sind in der Darmstädter Straße gemeinsam auf einem E-Roller unterwegs – und das sogar entgegengesetzt der Fahrtrichtung, was in diesem Fall gleich die Polizeioberkommissarin übernimmt. Die Mädchen müssen nun schieben und sind um eine Erfahrung reicher, aber sicherlich erleichtert, noch einmal mit einer Verwarnung davongekommen zu sein.

„In solchen Fällen wirkt die richtige Ansprache besser als eine Bestrafung“, weiß Renate Zimmermann aus Erfahrung. „Leider allerdings nicht immer“, fügt Arash Baghani hinzu. „Ein wichtiges Einsatzgebiet für uns sind die Schulen, wo wir etwa morgens die Eltern kontrollieren, die ihre Kinder noch immer täglich mit dem Auto zur Schule bringen. Was Halteverbote und generell die Verkehrsregeln angeht, gibt es einige, die sich wenig einsichtig zeigen. Jeder hat eine gute Erklärung, warum gerade er kurz dort halten muss, um sein Kind rauszulassen.“

„Die Bürger wissen zu schätzen, was wir tun, und sind in der Regel sehr freundlich zu uns“, berichtet Renate Zimmermann. „Wir sind meistens zu Fuß unterwegs und sehen daher alles und können direkt mit den Menschen sprechen.“ Mit ihrer Präsenz und der Ansprechbarkeit generieren die freiwilligen Ordnungshüter Sicherheit und bieten ein niedrigschwelliges Kontaktangebot. Sichtbarkeit und Bürgernähe sind die entscheidenden Faktoren, die zur Akzeptanz der ehrenamtlichen Polizisten beitragen, etwa wenn diese Umzüge und Feste begleiten oder in der dunklen Winterzeit in ruhigen Vierteln unterwegs sind und zum Thema Einbruchschutz informieren.

Doch Renate Zimmermann und Arash Baghani mussten in den vergangenen Jahren eine Veränderung der gesellschaftlichen Stimmung feststellen. „Der Respekt vor der Uniform ist gesunken“, bringt es Baghani auf den Punkt. Umso wichtiger ist die Sicht- und Ansprechbarkeit der Ordnungskräfte, wozu die Ehrenamtlichen im Freiwilligen Polizeidienst tatkräftig beitragen. Das zeigt sich besonders, wenn man mit ihnen draußen unterwegs ist. Ständig werden Renate Zimmermann und Arash Baghani angesprochen oder begrüßt, fast jeder scheint sie zu kennen – und zu mögen.

Deshalb bedauert es Renate Zimmermann sehr, dass sie aufgrund der Altersobergrenze von 70 Jahren für den Freiwilligen Polizeidienst in diesem Jahr ausscheiden muss. Dafür ist Arash Baghani fest entschlossen, noch lange dabeizubleiben. „Es macht wirklich Spaß“, sagt der der 44-jährige, und sein Lächeln dabei ist die beste Bestätigung.

Freiwilliger Polizeidienst sucht Verstärkung: Die Kreisstadt Groß-Gerau sucht engagierte Bürgerinnen und Bürger, die die Polizei unterstützen. Unabhängig von der Staatsangehörigkeit kann jeder in den freiwilligen Polizeidienst aufgenommen werden, der das 18. Lebensjahr vollendet hat oder höchstens 65 Jahre alt ist. Mitzubringende Voraussetzungen sind ein Schulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung, das Eintreten für die freiheitliche demokratische Grundordnung sowie das Beherrschen der deutschen Sprache. Interessenten sollten zudem gesundheitlich in der Lage sein, die Aufgaben des freiwilligen Polizeidienstes wahrzunehmen.

Die Bewerbungsfrist läuft bis einschließlich 15. Mai 2023. Anfragen zum Freiwilligen Polizeidienst bitte an: Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau – Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Am Marktplatz 1,
64521 Groß-Gerau Tel.: 06152-7163000
sicherheitundordnung@gross-gerau.de

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