Viel Power bei disharmonix

Von Rainer Beutel.

Am 28. Mai 1855 wird in Trebur der Gesangverein Mozart gegründet, den heute viele als Männergesangsverein (MGV) kennen. In der damaligen Zeit war es beinahe üblich, dass sich Männer dem Chorgesang verschreiben. Heute scheint es etwas Besonderes. Dass sich im ältesten Treburer Verein (nicht nur) gesanglich viel mehr bewegt und in naher Zukunft einiges zu feiern ist, beschreibt im Interview mit WIR-Redakteur Rainer Beutel die zweite Vorsitzende Susanne Schrimpf.

Frau Schrimpf, der MGV Mozart ist der älteste Verein in der Großgemeinde Trebur. Was bedeutet diese Tradition heute noch für die Mitglieder bzw. den Vorstand?

Susanne Schrimpf: Unseren MGV Mozart Trebur gibt es seit 1855. Der Verein und seine Mitglieder haben in diesen 168 Jahren viel erreicht und gemeinsam schwere Zeiten durchgestanden. Die Chronik auf unserer Website (www.mgv-trebur.de) zeigt dies im Detail auf. Die Bilder und Fahnen in unserem Sängerheim erinnern uns immer wieder daran. Dies ist für uns Hoffnung und Ansporn zugleich, wenn es mal Hürden zu überwinden gilt. In jüngster Zeit war Corona eine große Herausforderung besonders für uns Sängerinnen und Sänger, und auch diese haben wir mit viel Engagement, Offenheit, Kreativität und Geduld gemeistert, so dass wir noch stärker als Gemeinschaft zusammengewachsen sind.

Sie haben mehrere Chöre. Beschreiben sie doch bitte für unsere Leserinnen und Leser, wie sich das Repertoire unterscheidet und wo es Überschneidungen gibt?

Susanne Schrimpf: Der Männerchor ist der Traditionschor des MGV Mozart und legte 1855 den Grundstein für den Verein. Weibliche Unterstützung gibt es durch die Gründung des Frauenchores im Jahre 1983. Damit gibt es seitdem auch die Möglichkeit, in gemischter Formation aufzutreten. Das Repertoire umfasst Volkslieder, Klassik, Oper, Musical, Schlager und Evergreens. „disharmonix“ ist der“ jüngste“ der drei Chöre. Ein gemischter Chor, dessen breitgefächertes Repertoire von Gospel über Jazz, Schlager, bis zu Pop-Songs reicht. Die Lieder werden ohne Noten, dafür mit unterstreichender Choreografie und viel Power bei den Auftritten performt. Zu besonderen Anlässen und im Rahmen übergreifender Konzerte treten alle drei Chöre gemeinsam auf, das ist ein besonderes Klangerlebnis.

Männerchöre sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten rar geworden. Sie haben noch einen reinen Männerchor. Wie gelingt es, Männer zum Singen zu begeistern?

Susanne Schrimpf: „Unsere“ Männer singen mit viel Begeisterung und Freude. Aber leider ist es auch für uns nicht leicht neue Sänger zu gewinnen. Die „disharmonix“ hatten gerade erst zu einem unverbindlichen „Schnuppersingen“ eingeladen und die Resonanz war groß. Wir hatten viele Sängerinnen vor Ort, aber auch hier nur einen Sänger, über den wir uns umso mehr gefreut haben.

Auch Ihr Verein versucht also, mit der Zeit zu gehen und sich moderner darzustellen. Was ist bei „dishamonix“ anders und berechtigt zu der Hoffnung, dass auch noch in zehn, 20 oder 50 Jahren im Chor gesungen wird? 

Susanne Schrimpf: Im Rahmen der Neugestaltung der Website des MGV haben wir die „disharmonix“ gefragt, warum sie in diesem Chor singen und was diesen für sie ausmacht. Der wichtigste Punkt für alle ist die Gemeinschaft. Das ist während des gemeinsamen Singens ebenso wie beim anschließenden „Aprés-Singen“ in unserem Sängerheim zu spüren. Wir haben ebenfalls das „dishamonix“-Publikum gefragt, was den Chor ausmacht. Aus deren Sicht ist die Liedauswahl, die immer wieder für eine Überraschung gut ist, ein absoluter Pluspunkt. Außerdem gelingt es uns bei „disharmonix“ besonders gut, die super Stimmung von der Bühne auf die Zuschauer zu übertragen und so zu begeistern. Diese Punkte sind für den Chor sehr wichtig, und es freut uns sehr, dass unser Publikum, das auch so fühlt und erlebt.

Ist es heutzutage eigentlich schwierig, Dirigenten zu finden und sich – auch mit dem Anspruch eines Chorleiters oder einer Chorleiterin – von anderen Gesangvereinen zu abzuheben?

Susanne Schrimpf: Bei uns ist der Chorleiter auch gleichzeitig der Dirigent. Es ist wichtig, dass Chor und Chorleiter zusammenpassen. Da müssen Ziele und Anspruch in Einklang sein und auch die „Chemie“ muss stimmen, denn gerade vor den Konzerten verbringen wir viel Zeit zusammen.

Das heißt konkret?

Susanne Schrimpf: Der musikalischen Ausrichtung der Chöre entsprechend haben wir zwei unterschiedliche Chorleiter. Der MGV ist in der glücklichen Situation, dass beide Chorleiter schon seit 14 Jahren für die Chöre aktiv sind. Unser eher traditioneller Männer- und Frauenchor hat mit Konstantin Karklisiyski einen „klassischen“ Chorleiter, der neben uns mehrere weitere Chöre betreut, mit denen wir auch mal gemeinsam auftreten. Das heißt, hier geht es nicht darum, sich abzuheben, sondern Gemeinsamkeiten zu verstärken. Ganz anders bei den „disharmonix“, bei denen ich aktiv singe. Mit Bernd Hansen haben wir einen eher unkonventionellen Chorleiter. Er ist zusätzlich zu seinem Fulltime-Job aus Passion unser (und nur unser) Chorleiter.

Welche Pläne hat der Verein in naher Zukunft, welche Konzerte und welche Jubiläen stehen an bzw. wie werden diese gefeiert?

Susanne Schrimpf: Unser Chor „disharmonix“ kommt gerade von einem Chorwochenende in Schotten zurück. Dort haben wir uns intensiv auf das Gospelkonzert am 2. Dezember in der Laurentiuskirche in Trebur vorbereitet. Nach den Proben kam der Spaß nicht kurz und die Stimmbänder wurden nicht durch das Üben, sondern auch vom Lachen beansprucht. Ein besonderes Jahr hat unser Frauenchor, der in diesem Jahr das 40-jährige Bestehen feiert. Der runde Geburtstag wird am 12. November mit einem Jubiläumskonzert, bei dem alle MGV-Chöre vertreten sein werden, in der Turnhalle zum Abschluss des Jubiläumsjahres groß gefeiert. Das wird sicher das Highlight für den Verein in diesem Jahr.

Bald also ist schon die nächste Gelegenheit zu feiern, oder?

Susanne Schrimpf: Richtig, das kommende Jahr wird durch Vorbereitungen auf 2025 geprägt sein, denn ein Highlight jagt das nächste. Der Verein feiert sein 170. Bestehen und „disharmonix“ den  25. Geburtstag. 2025 wird ein Jahr voller Aktivitäten für den MGV sein.

Abschließend noch eine Frage zum Nachwuchs: Warum sollten sich junge Menschen, die Musik lieber digital streamen und konsumieren, einem traditionellen Gesangverein anschließen. Was macht den besonderen Reiz aus, im Chor zu singen?

Susanne Schrimpf: Es ist ein ganz besonderes Gefühl gemeinsam Lieder zu erarbeiten bis sie wohlklingen und diese auf der Bühne für das Publikum live zu singen und die Begeisterung zu spüren. Ebenso der Austausch während der Proben, wenn sich die Verzweiflung über schwierige Passagen plötzlich zu einem wunderbaren Klangbild formen. Das ist nur in der realen Welt und nicht digital zu erleben. Es ist wichtig, immer wieder Neues auszuprobieren, um den Chorgesang lebendig und weiter attraktiv zu halten. Es ist schwer, das in Worte zu fassen, deshalb laden wir Sie und Ihre Leser zu einem „Schnuppersingen“ ein. Es gibt kein Vorsingen, denn der erfahrene Chorleiter hört, welche „Stimmlage“ die Person hat.

Kontakt und Infos: Anja Schuh info@mgv-trebur.de (Pressesprecherin)
www.mgv-Trebur.de

Chorproben: Jeweils im Sängerheim Trebur (Außerhalb 60) hinter der TV-Halle.
„disharmonix“: montags von 19.30 bis 21 Uhr; Frauenchor: dienstags von 17 Uhr bis 18.30 Uhr; Männerchor: dienstags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr; Gemischter Chor: zu besonderen Gelegenheiten nach Bedarf und Absprache mit den Chorleitern.

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