Frisch, ökologisch, gesund
Von Ulf Krone.
Der Herbst ist da, die Ernte wird eingebracht, und überall in der Region wird Kerb gefeiert. Für die Landwirte, besonders für die Direktvermarkter unter ihnen, ist dies eine wichtige Zeit, und eigentlich ist es auch die Zeit des Kreisbauernmarkts in Groß-Gerau. Doch der musste in diesem Jahr kurzfristig abgesagt werden. Grund genug für WIR-Redakteur Ulf Krone, bei Wolfgang Dörr, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Regionalbauernverbands Starkenburg und Sprecher des Landkreises Groß-Gerau, nachzufragen.
Der Herbst ist angebrochen, und wir befinden uns mitten in der Erntezeit. Wer Lebensmittel erntefrisch und regional kaufen möchte, der tut dies am besten bei einem der zahlreichen Direktvermarkter im Gerauer Land. Doch was haben die Betriebe in der Region eigentlich so im Angebot, und für was muss man weiterhin in den Supermarkt?
Wolfgang Dörr: In den meisten Hofläden finden sie die selbsterzeugten Produkte. Einige größere Hofläden kaufen Waren von anderen Betrieben zu, um ihr Angebot zu erweitern. Sie finden in der Regel saisonales Obst und Gemüse, Eier und Fleisch. Bei einigen Betrieben in Bioqualität. Immer mehr Betriebe verarbeiten ihre Produkte auch weiter. Dort gibt es Marmeladen, Säfte und Eingemachtes. Es lohnt sich, wenn man sich bei seinen örtlichen Betrieben einmal umsieht.
Können Sie ungefähr sagen, wie viele Direktvermarkter es im Kreis Groß-Gerau gibt? Und gibt es für potenzielle Kunden eine Möglichkeit, sich darüber zu informieren, welche Direktvermarkter in ihrer Nähe zu finden sind?
Wolfgang Dörr: Die Zahl der Betriebe mit Hofverkauf im Kreis Groß-Gerau liegt bei ca. 35 – hierbei finden sich neben Obst- und Gemüsebaubetrieben auch Fleisch-, Wurst- und Eiererzeuger, Imker, Schnapsbrennereien und spezialisierte Betriebe, wie Fisch- oder Pilzzucht. Beim Regionalbauernverband Starkenburg gibt es die Möglichkeit, sich über die Betriebe zu informieren.
Gibt es bei der Zahl der Direktvermarkter einen Trend, oder bleibt die Zahl derer, die ihre Produkte im eigenen Hofladen oder auf Märkten vertreiben, stabil?
Wolfgang Dörr: Die Zahl ist relativ stabil – mit Beginn der Coronapandemie haben einige Betriebe mit einem Hofverkauf ihrer saisonalen Produkte begonnen, weil viele Verbraucher dieses Angebot lieber in Anspruch genommen haben als den Besuch der Supermärkte. Gleichzeitig geben Betriebe altersbedingt oder wegen einer fehlenden Hofnachfolge auf.
Im Rahmen der öffentlichen Debatte um Ökologie, gesunde Ernährung und faire Preise, besonders für die Erzeuger, wird der Kauf beim Direktvermarkter häufig als wichtiger Teil der Lösung betrachtet. Wie sehen Sie das?
Wolfgang Dörr: Der Kauf regionaler und saisonaler Produkte vor Ort hinterlässt einen sehr viel kleineren ökologischen Fußabdruck als Erdbeeren im Winter oder die beliebte Flug-Ananas. Durch die kurzen Transportwege vom Feld auf den Hof kann man als Verbraucher keine frischeren Produkte bekommen.
Welche Bedeutung hat eine Veranstaltung wie der Kreisbauernmarkt für die Direktvermarkter, und welche Auswirkungen hat eine Absage?
Wolfgang Dörr: Die Direktvermarkter bieten beim Bauernmarkt nicht nur ihre Erzeugnisse zum Kauf an. Er gibt den Verbrauchern die Möglichkeit, in Kontakt mit den Betrieben zu treten. Man kann die Produkte in Form von selbstgemachten Speisen verkosten. Die Betriebe bieten speziell auf den Markt zugeschnittene Produkte an, wie z.B. bemalte Kürbisse und herbstliche Türkränze. Die Verbraucher können aus der ganzen Palette wählen und verkosten.
Die Absage war für alle Beteiligten sehr bedauerlich. Leider haben in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie die Strukturen im Eventbereich sehr gelitten oder mussten ganz aufgegeben werden. Der Hauptgrund war jedoch, dass sich der Markt mit den vorhandenen Ressourcen finanziell nicht getragen hätte. Die allgemeinen Kostensteigerungen in allen Bereichen erfährt zurzeit auch jeder in seinem privaten Umfeld.
Wie geht es den Landwirten im Kreis generell – in Anbetracht von Pandemie, Ukraine-Krieg, steigenden Energie-Preisen, Inflation und der Ökologie-Debatte?
Wolfgang Dörr: Bei dem sehr trockenen Frühjahr und dem heißen Sommer haben sich die gestiegenen Energiepreise bei den beregnungswürdigen Produkten sehr stark bemerkbar gemacht. Neben den hohen Energiekosten sind generell die Preise bei den Betriebsmitteln, die für die Produktion benötigt werden, gestiegen, was die Preise für Lebensmittel nach oben treibt. Hinzu kommen vermehrte Auflagen für den Anbau, die Ausweisung von Roten
Gebieten im Kreis und seit 1. Oktober der gestiegene Mindestlohn.
Die finanziellen Belastungen der Haushalte machen sich auch in einer bedingten Kaufzurückhaltung bei bestimmten Lebensmitteln bemerkbar. Vor allem haben dies die Spargel- und Erdbeeranbauer im Frühjahr zu spüren bekommen. Damit die landwirtschaftlichen Betriebe weiter bestehen können und zur unabhängigen Ernährungssicherheit in Deutschland erhalten bleiben, brauchen wir die Verbraucher, die weiterhin in den Hofläden und auf den Wochenmärkten einkaufen.
Unsere Direktvermarkter
Fischmaster, Trebur
Imkerei Stefan Fückel, Stockstadt
Gemüse Sven Gärtner, Klein-Gerau
Gemüsebau Thomas Stahl, Klein-Gerau
Blumen Manuela Graf, Worfelden
Blumen Noll, Trebur
Kastanienhof, Trebur
Faselbräu, Mörfelden-Walldorf
Obstbau Lukas, Trebur
Federn Klaus Mann, Gr.-Zimmern
Röderhofladen, Trebur
Früchte & Kürbis Hirsch, Trebur
Kräuterhaus Wilde Wiese, Trebur
Metzgerei Volz, Biebesheim
Liköre Gerhard Wolf, Trebur
Obst Zentgraf, Trebur
Bio-Laden Schellhaas, Crumstadt
Spargelhof Schneider, Dornheim
Jörg Thomas, Wurst und Fleisch, Dornheim
Imker Francesco Trotta, Groß-Gerau