Zeit zum Handeln

Von Ulf Krone.

Geredet wird über den Klimawandel viel, doch getan wird immer noch zu wenig, weil effektiver Klimaschutz auch mit persönlichem Verzicht einhergeht. In Büttelborn hat man das Heft des Handelns nun mit der Gründung des Fördervereins Klimaschutz und Wald Rhein-Main in die eigenen Hände genommen, um mithilfe von Wiederaufforstung den CO2-Speicher Wald zu erhalten und zu stärken. Im Gespräch verrät der Vorsitzende des Vereins, Büttelborns Bürgermeister Marcus Merkel, wie das gelingen soll.

Im vergangenen Jahr wurde der Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main mit Sitz in Büttelborn gegründet. Wie kam es dazu, und welche Ziele verfolgt der Verein?

Marcus Merkel: Zu Beginn meiner Amtszeit kam die Idee auf, über die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Spenden zu generieren, um somit Interessenten die Möglichkeit zu bieten, über die FBG als Plattform quasi (in)direkt in unsere heimischen Wälder investieren zu können und sich vor Ort an der Wiederaufforstung zu beteiligen. Über den Wirtschaftsverein FBG direkt war dies jedoch nicht möglich. So wurde der „Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main e.V.“ gegründet. Vielen Dank an dieser Stelle in Richtung des Geschäftsführers der FBG, Herrn Reinhard Ebert– er war federführend für die Umsetzung verantwortlich. Das Finanzamt Groß-Gerau attestierte dem Förderverein die Gemeinnützigkeit, jetzt können wir mit der Umsetzung starten.

Ziel des Vereins ist der Aufbau eines klimastabilen Waldes im Rhein-Main-Gebiet, der auch der heimischen Flora und Fauna Lebensraum sowie den Menschen Erholungsraum bietet. Parallel dazu untersuchen wir neue Konzepte, die die Komplexität des Klimawandels bei der Wiederbegründung von Wald mit einbezieht. Als eine unserer Leistungen bieten wir beispielsweise Reisenden die Möglichkeit, ihren ökologischen (Reise-)Fußabdruck zu errechnen und diesen über einen (Spenden-)Beitrag in heimische, klimaresistente Baumarten regional zu kompensieren. Die Aufforstung erfolgt zusätzlich zu der gesetzlich vorgesehenen Aufforstungspflicht.  Auf der Homepage findet sich ein Rechner, mit dem man dies exakt kalkulieren kann oder auch Beispiel-Rechnungen findet, an denen man sich orientieren kann. Spendenbeiträge sind per Paypal oder Überweisung möglich.

Wie sollen diese Ziele verwirklicht werden?

Marcus Merkel: Im Zuge der Wiederbewaldung pflanzen wir einheimische Baumarten, so etwa die Traubeneiche als führende Baumart sowie die Hainbuche, die Winterlinde und die Sandbirke als dienende Baumarten. Die Pflanzung eines Baumes kostet ca. acht Euro, und die Spenden sollen jährlich in die Pflanzung investiert werden.

Die Waldschäden durch Dürre, durch Extremwetter-Ereignisse wie Stürme und Starkregen oder durch Waldbrände nehmen jedes Jahr zu – auch im Rhein-Main-Gebiet. Wie sieht es aktuell in unseren Wäldern aus?

Marcus Merkel: Die Wälder der Gemeinde Büttelborn beispielsweise müssen wir bei der Betrachtung in zwei Teile gliedern. Zum einen der Waldteil nördlich von Klein-Gerau und an der Mülldeponie, zum anderen der Wald in Richtung Griesheim. Die Waldabteilungen nördlich von Klein-Gerau sowie an der Mülldeponie sind von Trockenheit stark betroffen. In diesem Bereich sterben vor allem alte Buchen und Kiefern massiv ab. Ich schätze, dass dort 60% bis 70% der Altbäume geschädigt oder bereits abgestorben sind. Im Gemeinde-Bereich in Richtung Griesheim sieht der Wald wesentlich besser aus. In diesem Waldgebiet sind die Absterbeerscheinungen wesentlich geringer, liegen schätzungsweise „nur“ bei 20% bis 30%. Dort herrschen sogenannte mesotrophe bis eutrophe Standortfaktoren vor. Sie sind wesentlich besser mit Nährstoffen versorgt und können länger das Wasser im Boden halten als die terrestrischen Sande in den anderen Waldgebieten.

Was muss getan werden, um diesen Herausforderungen rasch und effektiv begegnen zu können?

Marcus Merkel: Jeder muss aktiv werden – einfache Beispiele: Wie bereits erwähnt – ökologische Reiseabdrucke in eine Spende umwandeln oder einfach selbst für „Aufforstung“ auf dem eigenen Grundstück sorgen. Auch Steingärten zuhause können relativ schnell in bepflanzte Gärten umgewandelt werden, um die Artenvielfalt und den Lebensraum für Insekten zu vergrößern.

Und langfristig? Wie gehen wir mit dem voranschreitenden Klimawandel und seinen Folgen um, und was kann da der neugegründete Förderverein leisten?

Marcus Merkel: Der Förderverein betreibt Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit, generiert und investiert Spenden, setzt diese in Pflanzungen um – auch in Zusammenarbeit mit der Forstservice Taunus GmbH und unserem Förster Oliver Burghardt.

Seit einigen Jahren gibt es den Handel mit CO2-Zertifikaten zur Kompensierung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase in Industrie und Wirtschaft, während Privatpersonen ihren ökologischen Fußabdruck freiwillig kompensieren können, so auch beim Förderverein Klimaschutz und Wald Rhein-Main. Dennoch steigt der globale CO2-Ausstoß nach wie vor an, und wir entfernen uns immer weiter von den selbstgesteckten und inzwischen bereits nicht mehr realisierbaren Klimazielen. Was läuft da schief?

Marcus Merkel: Das Bewusstsein ist oft vorhanden, ein konkreter Verzicht auf Gewohntes oder die Akzeptanz von (Mehr-)Kosten bei E-Autos, PV-Anlagen etc. ist dann wiederum etwas anderes.

Die Gemeinde Büttelborn hat zum Ziel, hier mit gutem Beispiel voranzugehen: Wir sind „Fairtrade“-Kommune, investieren in eigene und unterstützen private PV-/Solar-Projekte, nutzen immer mehr E-Autos als Gemeindefahrzeuge, investieren in E-Ladesäulen usw. Auch die Klimainitiative Büttelborn sei an dieser Stelle erwähnt – sie bietet Beratungen zum Thema „Stecker-Solaranlagen“ an und unterstützt bei deren Projektumsetzung.

www.klimaschutz-wald.net

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